So inklusiv wie nieDas ist Kölns Kinderdreigestirn – Vorstellung im Depot

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Kleine Jecke auf riesigem Stuhl: Jungfrau Benediktavon Stülpnagel (v.l.), Prinz Julius Kürten und Bauer Severin Rombach inmitten der Requisiten der Kölner Bühnen. Sie sind das designierte Kölner Kinderdreigestirn 2024.

Kleine Jecke auf riesigem Stuhl: Jungfrau Benedikta von Stülpnagel (v.l.), Prinz Julius Kürten und Bauer Severin Rombach inmitten der Requisiten der Kölner Bühnen. Sie sind das designierte Kölner Kinderdreigestirn 2024.

Bauer Severin ist gehörlos, was dank Implantat kaum auffällt. Aber er beherrscht die Gebärdensprache. Bei den vielen Auftritten dürfte das richtig gut ankommen.

Eine solch illustre und durchaus skurrile Gästeschar wie dieses Mal hatte das Festkomitee Kölner Karneval noch nie bei der Präsentation des designierten Kinderdreigestirns. Adonis, der griechische Gott der Schönheit, hält in der einen Hand den Spiegel, mit der anderen stützt er sich angeschlagen auf eine Krücke, hinter ihm singt ein grünes Skelett in ein Mikrofon, ein Sarkophag steht bereit, dazu riesige Stühle und Kakteen.  Überragt wird die Szenerie von der mitleidig dreinblickenden Mutter Gottes.

Für den Prolog zur bevorstehenden Session haben die Verantwortlichen das Möbeldepot der Kölner Bühnen auserkoren. Der Ort ist kein Zufall, schließlich lautet das Motto dieses Mal „Wat e Theater wat e Jeckespill“, eine Hommage an die städtischen Bühnen. „Wir wollen den Fokus auf die kleinen und großen Bühnen richten, die in der Pandemie eine ähnlich schwere Zeit durchlebt haben wie der Karneval“, erklärt Festkomitee-Sprecherin Tanja Holthaus. Das „große“ Dreigestirn wurde kürzlich bereits in der Volksbühne präsentiert.

Wer sich bewirbt, darf zum Casting

Aus dem alljährlichen Kinder-Casting ist dieses Mal Julius Kürten als Prinz hervorgegangen, Severin Rombach wird die Rolle des Bauern übernehmen und Benedikta von Stülpnagel (alle 9 Jahre) wird die Jungfrau. „Jedes Kölner Kind kann sich bewerben“, stellt Festkomitee-Vize Christine Flock klar. Zum Casting werde jede und jeder eingeladen, „für uns geht es darum, die Kinder auszuwählen, die sich gegenseitig unterstützen“, sagt Flock. Vom gemalten Bild über Videos bis zur mit Konfetti gefüllten Bewerbungsmappe sei alles dabei gewesen, erzählt sie.

Alles zum Thema Brings

Etwa 100 Auftritte wird das Kinderdreigestirn absolvieren, darunter werden Auftritte in Seniorenheimen und Kitas sein, in den großen Sälen der Stadt, aber auch die „Pänz-Große-Pause-Tour“ durch diverse Grundschulen. Voriges Jahr gehörte der designierte Prinz noch zu den Pagen und durfte den jecken Trubel aus der zweiten Reihe beobachten. Nun wird er am Mikrofon stehen. „Als ich vier Jahre alt war, wollte ich schon ins Dreigestirn“, erzählt er. Dieses Jahr war er im Straßenkarneval noch als Cowboy verkleidet, nächstes Mal wird keine Knarre, aber Strumpfhose und rote Schuhe tragen.

Das Dreigestirn wird dieses Mal mehrsprachig unterwegs sein, wozu Bauer Severin einen gehörigen Teil beitragen wird. Er beherrscht die Gebärdensprache, ist selbst gehörlos und trägt ein Cochlea-Implantat, eine Art Hörprothese. Schon seit einiger Zeit singt er im Gebärdenchor der KG Jecke Öhrcher. Jungfrau Benedikta kommt hat bereits karnevalistische Vorerfahrung, sie gehört zur Kinder- und Jugendtanzgruppe der Ehrengarde.

Proklamiert wird das Kinderdreigestirn am Sonntag, 7. Januar, bei einer großen Kinderparty im Theater am Tanzbrunnen. Kasalla und Brings werden dort spielen,


Eine eher kurze Session

95 Tage lang ist die kommende Karnevalssession. Beginn ist wie gewohnt der Elfte Elfte, der Aschermittwoch fällt 2024 auf den 14. Februar. Die Session gehört zu den eher kürzeren. Die Session 2022/23 umfasste beispielsweise acht Tage mehr.

Auch die Karnevalsgesellschaften müssen sich der vergleichweise kurzen Session anpassen. Je weniger Zeit zur Verfügung steht, desto dichter ist auch der Kalender. Weil weniger Termine in den begehrten Sälen zur Verfügung stehen, verzichten Gesellschaft teilweise auf vereinzelte Veranstaltungsformate.

Proklamiert wird das Kinderdreigestirn am Sonntag, 7. Januar, im Theater am Tanzbrunnen. Etwa 1000 kleine Gäste können hier mitfeiern, Kasalla und Brings werden live spielen. Der Ticketverkauf hat noch nicht begonnen, die Karten werden sechs Euro kosten. (EB)

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