Kinderbetreuung in DeutschlandÜber das Glück, einen Kita-Platz zu haben

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Ole Asher und seine Eltern haben es geschafft: Ole wird in einer netten Kita betreut.

Ole Asher und seine Eltern haben es geschafft: Ole wird in einer netten Kita betreut.

"Hallo, ich heiße Ole und suche zum Sommer 2011 eine Kita mit netten Spielgefährten und einer Atmosphäre zum Wohlfühlen." Mit diesem Satz in verspielter Computerschrift, außerdem einem Babyfoto und einem Porträt der Eltern, gedruckt auf ein Din-A4-Papier, beginnt die Kita-Karriere von Ole Asher. Im Oktober 2010 war das. Ole ist gerade mal zwei Monate alt. "Wir haben eine richtige Bewerbung geschrieben, in der wir unser Kind vorstellen und sagen, wie wir uns als Eltern mit einbringen wollen", erinnert sich sein Vater Matthias (39).

In zehn Tagesstätten beworben

Heute, zwei Jahre später, könnte Ole den Satz aus seiner Bewerbung vermutlich schon selbst sprechen. Ihr Sohn sei sprachlich erfreulich weit, sagt seine Mutter Kerstin (38), auch gehe er "offen auf andere Kinder zu". Für die Geografin auch eine Folge davon, dass der Zweijährige viel Zeit mit Gleichaltrigen verbringt. Ole besucht seit einem Jahr die U3-Gruppe einer Kita in Köln-Deutz.

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In zehn Tagesstätten hatten sich die Ashers zuvor persönlich vorgestellt. Bewerbungsgespräche mit einem Neugeborenen auf dem Schoß, die oft eine Stunde lang dauerten und in denen oft der Satz fiel: "Machen Sie sich nicht allzu große Hoffnungen." Den Platz in der katholischen Krippe bekamen die Ashers schließlich, weil dort zufällig gerade eine U3-Gruppe neu aufgebaut wurde. "Das war unser Glück", sagt Kerstin Asher.

Glück ist der Begriff, den man am häufigsten hört, wenn man mit Eltern wie den Ashers über die Kleinkindbetreuung redet. Das Glück, in Zeiten des Kitaplatz-Mangels einen begehrten Betreuungsplatz zu ergattern. Das Glück, ein süßes Kind zu haben und gleichzeitig weiter in dem Beruf arbeiten zu können, für den man jahrelang ausgebildet wurde. Das Glück schließlich, die Wohnungspreise in einer Großstadt bezahlen zu können - was oft nur möglich ist, wenn beide Elternteile Geld verdienen.

"Als der Brief mit der Zusage kam, haben wir erst mal eine Flasche Schampus aufgemacht", sagt Kerstin Asher. Jahrelang nur Windeln zu wechseln habe für sie beide nicht zur Diskussion gestanden, sagt Matthias. Bei den 14 Elterngeld-Monaten - in denen Mütter oder Väter Geld vom Staat erhalten, um sich um ihr Neugeborenes zu kümmern - machten die Ashers halbe-halbe. Seit Ole ein Jahr alt ist, wird er von montags bis freitags in der Kita betreut. Um halb neun am Morgen bringt ihn die Mutter hin, nachmittags um halb vier holt ihn der Vater wieder ab. Matthias Asher arbeitet wieder Vollzeit als Lehrer, seine Frau hat eine 75-Prozent-Stelle in einem Büro für Stadtentwicklung.

Auch das zweite Kind soll in die Kita

Vom Betreuungsgeld, das von August 2013 an Eltern bekommen, die ihr Kleinkind zu Hause betreuen, halten die Ashers wenig. "Das führt nur dazu, dass Familien von Kindern, die von der Betreuung in einer Kita profitieren würden, lieber das Geld nehmen und ihr Kind zu Hause lassen", sagt Matthias Asher. Für seine Frau und ihn ist klar, dass auch ihr zweites Kind in eine Kita gehen soll. Der Geburtstermin ist für März errechnet.

Eine Bewerbung haben sie noch nicht geschrieben.

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