Abo

Modern einrichtenDie Natur ins Haus holen

Lesezeit 3 Minuten
Sisal weist Schmutz ab und ist robust - es passt daher gut als Teppich unter den Esstisch - wie im Wohnbeispiel von Hülsta.

Sisal weist Schmutz ab und ist robust - es passt daher gut als Teppich unter den Esstisch - wie im Wohnbeispiel von Hülsta.

Augsburg/Rostock – Gesund leben will heute jeder. Das gilt nicht nur fürs Essen, sondern auch für die Einrichtung. Und das ist auch ein Grund dafür, warum einige sich in den eigenen vier Wänden nach Natürlichem sehnen. Davon jedenfalls ist die Sachbuchautorin Heike Fischer aus Augsburg überzeugt. „Das Einrichten mit Materialien wie Holz, Bambus, Sisal, Kork oder anderen Naturfasern kann das Bedürfnis nach Ursprünglichkeit befriedigen.“ Doch Kork & Co. sind nicht nur etwas für Naturromantiker. Sie überzeugen auch durch Eigenschaften wie Beständigkeit. „Hinzu kommt bei Polstermöbeln, Teppichen oder Stoffbezügen aus Naturfasern die angenehme Haptik und das gute Aussehen“, sagt Eckhard Klopp von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR). Teppiche aus Naturfasern verbessern außerdem das Raumklima, weil sie Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben können. Auch Heike Fischer ist von der Qualität von solchen Materialien überzeugt: See- und Binsengras habe den Vorteil, dass es nahezu undurchdringbar und sehr strapazierfähig ist, erklärt die Wohnexpertin. Es verfärbe sich nicht und sei für Bad und Küche geeignet. Kokos und Sisal weisen Schmutz ab und seien robust.

Besonders Kokos passe gut in stark beanspruchte Bereiche wie den Eingang oder Flur. „Wer sich zum Beispiel für Parkettboden im ganzen Haus entscheidet, diesen im Eingangsbereich aber vor starkem Abrieb schützen will, kann gleich hinter der Tür eine Fläche aussparen“, erläutert Fischer. Über ein Aluminium- oder Eisenprofil komme dort bodengleich eine Naturfasermatte.

Holzmöbel passen gut zu Naturfaserböden - und auf diese passen gut kleinere Teppiche aus Wolle oder sogar Seide, rät die Wohnautorin Fischer. „Dabei ist es aber wichtig, dass die Einrichtung des Zimmers klar bleibt.“ Wer eher schlichte Möbel hat, kann den Eindruck des Raums durch Fußbodenbeläge oder Sitzmöbel mit Mustern und Farben auffrischen. Wo es dagegen viel Buntes und Gemustertes durch Möbel gibt, sei es besser, den Boden klar und einfarbig zu halten. „Auch Bambusmöbel können ein schöner Blickfang sein“, sagt Fischer. Das Material gelte außerdem als nahezu unzerstörbar.

Wichtig ist bei der Verwendung von Naturfasermatten, dass man unter die Möbelfüße Filzplättchen oder einen anderen Schutz anbringt, weil sie sich sonst in den Bodenbelag drücken. Manche Naturfasern dürfen nicht an Stellen mit direkter Sonneneinstrahlung liegen, erläutert Fischer. Für die Pflege von Teppichen aus Naturfasern gilt: Immer in Webrichtung reinigen. Haben Schuhsohlen voller Erde den Boden verschmutzt, sollte man den Fleck am besten trocknen lassen und danach die Erde ebenfalls in Webrichtung ausbürsten und die Klumpen absaugen.

Nur rund zehn Prozent der textilen Bodenbeläge, die aktuell verlegt werden, bestehen laut der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe aus Wolle, Ziegenhaaren, Sisal, Kokos, Seegras, Jute, Seide oder Baumwolle. Dabei sind Naturteppichböden umweltfreundlich: „Für ihre Herstellung wird weniger Primärenergie benötigt, und es entstehen keine problematischen Nebenprodukte“, sagt Eckhard Klopp. Naturfasern wachsen ständig nach und schonen somit den Verbrauch von anderen Rohstoffen. „Allerdings sollte man beim Verkäufer genau nach der Art der Imprägnierung fragen“, rät Dirk Petersen, Umweltexperte der Verbraucherzentrale Hamburg. Da Materialien wie Kokos und Sisal nicht hierzulande wachsen und meist auch nicht hier verarbeitet werden, müssen sie in der Regel einen langen Seeweg nach Europa überstehen. Daher werden die Materialien vorher meist gegen Fäulnis oder Schädlinge behandelt.

Ob sie frei von Schadstoffen sind, sei aber nicht so einfach zu erkennen - denn es gibt für solche Produkte aus Naturfasern noch keine verbindlichen Qualitätssiegel, erläutert Petersen. Daher sollte man den Teppichhändler fragen, ob er seine Produkte prüfe und sich eine entsprechende Bescheinigung gegeben lassen. Doch auch hier warnt Petersen zur Vorsicht: „Das Prädikat „schadstoffgeprüft“ sagt wenig aus, da nicht klar wird, welche Stoffe geprüft wurden und wie das Ergebnis ausgefallen ist.“

Rundschau abonnieren