Literaturcamp BonnStatt Bücher lieber E-Books?

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Über die Gestaltung von Handlung und Personen in Romanen referierte Michael Schäfer beim Litraturcamp.

Über die Gestaltung von Handlung und Personen in Romanen referierte Michael Schäfer beim Litraturcamp.

Bonn – Ist traditionelle Literatur im digitalen Zeitalter gefährdet oder können analoge Werke neben der Vielzahl an E-Books doch überleben? Das ist eine zentrale Frage, mit der sich das erste Bonner Literaturcamp im Haus der Bildung am Samstag beschäftigt hat.

Über 100 Teilnehmer zwischen 20 und 74 Jahren aus der Region sowie aus ganz Deutschland und sogar Luxemburg gestalteten Workshops und Vorträge rund um das Thema Literatur.

35 Sessions beim Bonner BarCamp

Angelegt war die Veranstaltung als sogenanntes BarCamp. Dabei lernen sich alle Teilnehmer am Morgen kennen und können danach verschiedene Themen vorstellen, über die abgestimmt wird. Abhängig von der Beliebtheit werden die Vorträge dann entsprechenden Uhrzeiten und Räumen zugeteilt. Beim Bonner Camp wurden 35 sogenannte Sessions abgehalten. Für Ursula Fuchs, die das literarische Camp mit Christina Krauß und Ute Lange ehrenamtlich organisiert hat, war allein das schon ein großartiges erstes Feedback: „Man merkt, die Leute sind begeistert mit eigenen Themen dabei, und das Format an sich funktioniert.“

Dass das Format in der Form stattfinden konnte, war dabei gar nicht so leicht, wie Fuchs weiter verrät: „Das war ja für uns alle etwas völlig Neues. Ohne Sponsoren und die Räume im Haus der Bildung, die uns zur Verfügung gestellt wurden, hätte das nicht funktionieren können.“ Die Idee hatte Fuchs im Frühjahr 2017 in Heidelberg, als sie dort an einem solchen Event teilnahm. „Ich schreibe zwar selbst nicht, aber lese unheimlich gerne und war von der Idee angetan, Literaturliebhabern eine Plattform zum Austausch zu geben.“ Netzwerken, also Kontakte knüpfen – das ist ein zentraler Aspekt von Bar Camps, neben den Vorträgen. Diese waren so unterschiedlich wie zahlreich und sowohl analoger als auch digitaler Natur.

Eigene Texte selbst veröffentlichen

Neben einem Vorleseworkshop, einem Vortrag zum Umgang mit Autismus in der Literatur wurden auch digitale Themen wie Facebook, Twitter oder das richtige Gestalten eines eigenen Blogs besprochen. Viele Teilnehmer interessierten sich aber vor allem auch für Vorträge, bei denen es um die selbst organisierte Veröffentlichung eigener Texte ging – auch im Bereich des elektronischen Buches. Wie lange dauert der Prozess vom Exposé bis zum fertigen E-Book? Wie steht es dabei um die Tantiemen? Und braucht man zur Verhandlung mit Verlag und Lektorat einen Agenten? Mit diesen und anderen Fragen waren die Teilnehmer zum Literaturcamp gekommen.

Besonders spannend war dabei auch die Frage, wie traditionelle Literaturformen neben digitalen E-Books existieren können. Für Fuchs ist das kein Problem: „Das muss nicht unbedingt ein Widerspruch sein, sondern kann eher als Erweiterung des bestehenden Angebots betrachtet werden.“

Noch kein zweiter Termin

Ähnlich sieht das auch Annika Hartmann von Bastei Lübbe, die den hauseigenen E-Book-Verlag „be“ betreut und einen Vortrag zum Veröffentlichen eigener Texte als E-Book hielt. „Da gibt es mittlerweile keinen Kontrast mehr, analog und digital kann gut nebeneinander koexistieren. Das liegt vor allem daran, dass beide Formate unterschiedliche Lesergruppen ansprechen.“

Einen Termin für ein zweites Literaturcamp in Bonn gibt es zwar noch nicht, aber Ursula Fuchs ist optimistisch: „Die Rückmeldungen von allen Beteiligten sind bisher super, und wir sind auch sehr motiviert, das wieder zu machen. Am Ende steht und fällt das Ganze aber mit den Kooperationspartnern. Wenn das aber so gut läuft wie in diesem Jahr, dann wird es auch nächstes Jahr wieder ein Camp in Bonn geben.“ (mhd)

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