Bücherei MeckenheimNach dem Frust kommt nun die Aufbruchstimmung

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Leiterin Franzis Steinhauer steht mit dem Ersten Beigeordneten Hans-Dieter Wirtz zwischen Bücherregalen.

Büchereileiterin Franzis Steinhauer und der Erste Beigeordnete Hans-Dieter Wirtz in den Räumen der Bücherei.

Einen festen Starttermin gibt es noch nicht für die interkommunale Bücherei Meckenheim/Alfter. Leiterin Franzis Steinhauer plant eine schrittweise Öffnung.

Es herrscht Aufbruchstimmung! Franzis Steinhauer, Leiterin der neuen interkommunalen Bücherei Meckenheim/Alfter, wirbelt durch die Räume an der Adolf-Kolping-Straße in der Meckenheimer Altstadt, stellt im Geiste schon Bücherregale um und sortiert neu, überlegt, wie das Foyer als Veranstaltungsraum genutzt werden kann, und, und, und. Sie ist voller Tatendrang und Ideen, um den Ort zu einem Treffpunkt für alle zu machen, und das in Kooperation mit der Stadt Meckenheim und der Gemeinde Alfter. Wie läuft das eigentlich, wenn man eine Bücherei neu aufbauen muss? Die Rundschau fragte Steinhauer und den Ersten Beigeordneten Hans-Dieter Wirtz.

„Das Gebäude war an der Sache sicher noch das Einfachste“, sagt Wirtz, „auch wenn wir lange darauf gewartet haben. Die Kirche musste erst einmal einen Vertrag aufsetzen und Konditionen abstimmen, so dass wir den Standort eins zu eins übernehmen können“. Zuvor war die Bücherei in der Regie des Kölner Erzbistums. Es sei eine Menge Kleinarbeit gewesen, Nutzerdaten mussten übertragen und Einwilligungen eingeholt werden, die Technik brauchte ein Update.

Blick auf Buchreihen

Rund 30 000 Medien umfasst der Bestand der Bücherei in Meckenheim, in Alfter sind es 22 000.

„Wir sind startbereit, wenn dann auch das Personal da ist.“ Die Stadt Meckenheim hat drei Vollzeitstellen ausgeschrieben statt nicht besetzter Posten in der Verwaltung. Bedingung war, dass alle Hauptamtlichen an den beiden Standorten Meckenheim und Alfter arbeiten. „Die Zusammenarbeit war gut, aber langwierig“, antwortet Wirtz auf die Frage, wie die Kooperation mit dem Erzbistum lief. Letztlich hätten alle Rettungsversuche der Pfarrgemeinde, die Bücherei in katholischer Regie zu erhalten, nicht gefruchtet, so Wirtz. Die Kirche zog sich aus der Finanzierung zurück, die Kommune sprang ein. Das Inventar sei der Stadt zu einem „Erinnerungswert“ von einem Euro überlassen worden – „ein Pfund“, so Wirtz.

Meckenheim und Alfter teilten dasselbe Schicksal in puncto Bücherei, auch dort hatte sich die Kirche aus der Finanzierung zurückgezogen. Weil Steinhauer die Bücherei dort schon jahrzehntelang geleitet hat, auf einen festen Stamm Ehrenamtlicher und den Förderverein „Buchstützen“ zurückgreifen kann, ist das ebenfalls ein Pfund. In Alfter wird der Betrieb auch während der Übergangszeit zur interkommunalen Bücherei mit Veranstaltungen aufrechtgehalten, in Meckenheim ging das alles nicht. Zumal der Versuch, einen Förderverein zu gründen, zunächst gescheitert war. Jetzt gibt es den zweiten Anlauf.

Lob für das Tempo der Stadt

„In Alfter sind Technik und Infrastruktur da und, ganz wichtig, das ehrenamtliche Team“, sagt Steinhauer. Für eine Mitarbeit in Meckenheim interessieren sich gut 25 Freiwillige, die sich am Montagabend auch schon mit Wirtz und Steinhauer getroffen haben. Gestern Abend wurde der Förderverein gegründet. „Hut ab“, sagt Steinhauer zur Geschwindigkeit der Stadt Meckenheim.

Sie möchte Teams bilden, weil sie hier noch niemanden an der Bibliothekssoftware schulen kann. Aber die Alfterer haben sich bereiterklärt, zwei Schulungstage pro Woche für die Neuen anzubieten. So wächst zusammen, was jetzt zusammengehört. „Ich habe keinen, der mir erklärt, wie die Bibliothek in Meckenheim aufgebaut ist“, so die Leiterin. „Wir haben hier zusammen die Schlüssel gesucht“, sagt Steinhauer und blickt herüber zu Ursula Wagenblast, die schon seit zehn Jahren ehrenamtlich in der Meckenheimer Bücherei tätig ist. Wenn die Technik steht, können auch die neuen Hauptamtlichen – eine Kraft beginnt am 1. Mai, die andere mit Schwerpunkt Meckenheim am 1. Juli – systematisch geschult werden.

„After ist eher fertig als Meckenheim“

Was noch ansteht, ist eine große Sichtung der Bestände. „Da ist jede Bibliothek anders“, weiß Steinhauer. Sie plane eine stufenweise Neueröffnung, die nicht erst mit der Ausleihe richtig beginnen soll, sondern schon vorher. Im Foyer könnten Vorlesepaten  für Vorschulkinder lesen, „Sprachförderung geht auch ohne Technik“, so Steinhauer. Am Welttag des Buches, 23. April, könnte man die Bücherei öffnen und den Förderverein vorstellen oder einen kleinen Flohmarkt aufbauen, dessen Erlös wieder in die Bücherei fließt. Steinhauer: „Es gibt so viele Ideen, aber wir müssen es erst auch ein bisschen sackenlassen.“

Schon jetzt gebe es viele, die sich melden, ob sie etwas tun können und fragen, was denn so in der neuen Bücherei los ist. Außerdem könne man aus dem Gebäude mit seinen drei Etagen sehr viel machen. „Alfter ist eher fertig als Meckenheim“ Wann komplett eröffnet werden kann, das ließe sich jetzt aber noch gar nicht sagen.

„Alfter ist eher fertig als Meckenheim, aber auch da muss die Technik stehen“, so Steinhauer. Es fehlt auch noch ein gemeinsamer Webauftritt und der Zugriff von außen auf den Büchereikatalog. Immerhin umfasst der Bestand in Meckenheim rund 30 000 Medien, „in Alfter haben wir uns gesundgeschrumpft auf 22 000“, so Steinhauer. Für eine Stadt der Größenordnung von Meckenheim würden gut sortierte 25 000 Titel ausreichen. „Man gönnt sich ja manchmal alte Liebhaberschätzchen“, schmunzelt die Leiterin, „und wenn man den Platz hat, kann man sie auch hinstellen“. So gut wie alles, was Schüler zum Beispiel zu alter Dichtung brauchen, stehe im Netz zur Verfügung.

„Ich habe hier immer die Tür offen“

Gibt es Überschneidungen im Bestand von Alfter und Meckenheim? „Bestimmt 80 Prozent“, schätzt Steinhauer. „Aber wir haben in Meckenheim ein anderes Publikum, es ist schon städtischer als in Alfter.“ Dort wirke sich die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft im Bestand aus, in Meckenheim mit seinem vielen Eigenheimbesitzern sei „die Gartenfraktion stark vertreten“. Jetzt gelte es, Fördermittel zu akquirieren, ein Büchereikonzept umzusetzen, 20 Öffnungsstunden auf das Personal zu verteilen, „da ist noch viel, an das im Hintergrund gedacht werden muss“. Aber ganz wichtig sei: „Ich habe hier immer die Tür offen! Jeder kann hereinkommen, ich habe immer eine Viertelstunde.“

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