25 Jahre VeybachhofWißkirchener Ponyhof feiert Jubiläum

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Islandpferde stehen aufgereiht und fressen Heu.

Friedlich fressen die Pferde in einer Reihe ihr Heu.

Vor 25 Jahren hat Dagmar Scholl den Isländerhof in Euskirchen-Wißkirchen gegründet. Mittlerweile züchtet sie auch erfolgreich.

Welche Farbe hat der Wind? Dagmar Scholl muss es wissen. Schließlich ist ihr aktuelles Lieblingspferd windfarben. Beschreiben lässt sich die Farbe dennoch schwer: „Das Fell ist anthrazit, die Mähne weiß. Jedenfalls wenn sie gewaschen ist.“

Im Moment sieht Solbjartur, der bildhübsche kleine Hengst, allerdings eher bräunlich aus. Das liegt an den Resten von Winterfell, die er noch üppig hat. Solbjartur ist ein Isländer, wie alle Pferde auf dem Veybachhof.

Vor 25 Jahren hat Dagmar Scholl ihren Reiterhof in Wißkirchen gegründet. Ihr Herz hat sie schon viel früher an die robusten kleinen Pferde von der eisigen Insel verloren. Als junges Mädchen habe sie auf dem Islandpferdehof Plein an der Steinbachtalsperre mit dem Reiten begonnen, erzählt die 49-jährige. Ihr erstes eigenes Pferd – natürlich einen Isländer – habe sie sich mit 19 oder 20 Jahren angeschafft.

Dagmar Scholl steht mit ihrem Pferd auf einer Wiese.

Dagmar Scholl, hier mit ihrem Hengst Solbjartur, hat den Veybachof vor 25 Jahren gegründet.

Was fasziniert sie so an der Rasse? Dagmar Scholl schwärmt vom Charakter und der Unkompliziertheit der Tiere: „Islandpferde sind immer leistungsbereit, wollen es uns immer recht machen. Sie sind superlieb und zeigen genau so viel Temperament, wie man ihnen abverlangt.“ Und: „Sie sind wenig zickig, obwohl es Ponys sind.“

Islandpferd oder Islandpony? Was für manche Fans der Rasse zur Streitfrage wird, beantwortet die Wißkirchenerin pragmatisch: „Im Winter Pony, im Sommer Pferd.“ Denn genetisch sind die Tiere immer noch an ihre kalte Heimat angepasst und entwickeln ein plüschig-dichtes Winterfell. Im Sommer dagegen zeigen sie elegant im Lack.

Islandpferde stehen auf befestigen Flächen.

In Paddocks mit Offenställen stehen die Isländer am Hof.

Nach dem Abitur habe sie eigentlich Medizin studieren wollen, erzählt die Pferdefrau. Aber als Ärztin hätte sie ja kaum noch Zeit zum Reiten gehabt. Deshalb wurde sie Medizinisch-technische Assistentin: „Da kann man gut halbtags arbeiten.“ Und in der übrigen Zeit Reitunterricht geben. Als in Wißkirchen eine Wiese mit Stall zu pachten war, griff sie zu.

„Es war nicht geplant, dass das so entsteht“, sagt sie und lässt den Blick über Ställe, Reithalle, Hof, Paddocks und Weiden schweifen. 200 Pferde leben hier mittlerweile, eigene und Pensionspferde. Die Zucht betreibe sie mehr als Hobby. Obwohl Isländer nicht gerade billig sind, sei damit nicht wirklich viel Geld zu verdienen. Zumal sie die Tiere ungern als Fohlen verkauft: „Ich möchte sie lieber aufwachsen sehen und anreiten, bevor ich sie abgebe.“

Ein Pferd aus Dagmar Scholls Zucht ist bester Hengst im Rheinland

Der Erfolg gibt ihr recht. Im vergangenen Jahr war Dux vom Veybachtal das zweitbeste geprüfte Islandpferd Deutschlands. Dux sei isländisch und heiße Klassenbester, erklärt Scholl. Da hat er seinem Namen ja fast alle Ehre gemacht. Der dreijährige Draumur, ebenfalls aus ihrer Zucht, ist als Sieger aus der Hengstkörung im Rheinland hervorgegangen.

Ein Beispiel für den bestechenden Charakter der kleinen Pferde liefert der windfarbene Solbjartur bei Fototermin. Gelassen steht er im Innere der Ovalbahn als Model bereit. Kein Vergleich mit dem Imponiergehabe, das man bei vielen anderen Rassen sieht. Als wenig später eine Reiterin, ebenfalls auf einem Hengst, im flotten Tölt ihre Runden zieht, bleibt das Sonnenbärchen (so die Übersetzung seines Namens aus dem Isländischen) tiefenentspannt.

Ich habe mein erstes Turnier geritten, bevor ich überhaupt Unterricht hatte
Dagmar Scholl

Tölt ist eine der beiden zusätzlichen Gangarten, die Islandpferde von den meisten anderen Rassen unterscheidet. Fünfgang statt Dreigang, gewissermaßen: neben Schritt, Trab und Galopp Pass und eben Tölt. Und für diese beiden Zusatzgänge gibt es die Ovalbahn. Die Geraden dort sind länger als in der Reithalle, der Boden fester. Das mache den Pferdchen vor allem das Tölten leichter.

Sie habe keine Ausbildung zur Pferdewirtin oder zur Reitlehrerin, erzählt Dagmar Scholl freimütig. Aber sie habe Gefühl für Pferde: „Ich habe mein erstes Turnier geritten, bevor ich überhaupt Unterricht hatte.“ Mittlerweile ist sie erfolgreich unterwegs, ist – ebenso wie ihr Lebensgefährte Achim Nelles vom, Blankenheimer Hof Recherbusch – in den Sportkader Rheinland der Islandpferdereiter berufen worden.

Der verpassten Karriere als Medizinerin trauert sie nicht hinterher. „Ich möchte das hier nicht missen“, sagt Dagmar Scholl. Mit „das hier“ meint sie nicht nur die 200 Pferde, die Hunde, Hühner und Ziegen, die Einsteller und die Reitschülerinnen. Sondern auch die Sieben-Tage-Woche, die Arbeit an 365 Tagen im Jahr: „Geistig ist man immer in Rufbereitschaft.“


Spaßturnier am 1. Mai

Die Gründung des Veybachhofs vor 25 Jahren wird am Mittwoch, 1. Mai, ab 12 Uhr gefeiert. Auf dem Gelände an der Wißkirchener Marathonstraße findet ein Spaßturnier statt. Dabei müssen die Teilnehmer beispielsweise mit einem gefüllten Sektglas in der Hand auf der Ovalbahn reiten. Da geht es nicht nur Tempo, sondern auch darum, möglichst wenig zu verschütten.

Beim Fahnenrennen wird eine kleine Flagge aus einer Tonne mitgenommen in einen Parcours, in dem Geschicklichkeit gefragt ist. Auch Teams ohne Pferde können lustige Aufgaben bewältigen. Ab 18 Uhr ist Party mit Musik angesagt. (uj)

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