Römisch-Germanisches Museum„Geschichten, die der Boden hergibt“

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Marcus Trier

Marcus Trier

Köln – Die Formulierung, die bei ihm am häufigsten fällt, lautet: „Gemeinschaftliches, gesamtstädtisches Denken“. Und das passt zu Dr. Marcus Trier, der nun Leiter des Römisch-Germanischen Museums (RGM) und der Archäologischen Bodendenkmalpflege der Stadt Köln ist, wie die Stadt vergangene Woche mitteilte (die Rundschau berichtete). Der 50-Jährige hatte den Posten bereits im Oktober 2010 kommissarisch übernommen.

Längst hätte Trier das Direktorenzimmer mit Domblick einnehmen können: „Aber so ein Typ bin ich nicht.“ Nun wird er es, „wenn Zeit ist“, offiziell als neuer Direktor beziehen.

Der Experte für das Frühmittelalter machte sein Abitur am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und studierte Vor- und Frühgeschichte in Bonn und München. 1989 promovierte er über frühmittelalterliche Besiedlung im süddeutschen Raum. Berufliche Erfahrungen sammelte er als Archäologe für die Stadt Meerbusch und in der Geschäftsleitung einer archäologischen Fachfirma. 2000 kam er nach Köln ans RGM.

Bei Triers zukünftiger Arbeit steht vor allem die Generalsanierung des Museums an. Darüber hinaus möchte er eine gute Mischung zwischen Kölner und anderen Themen beibehalten. Die nächste große Sonderausstellung „Zeittunnel“ zur U-Bahn-Archäologie wird am 8. November eröffnet. „Darin werden wir die Geschichten erzählen, die der Kölner Boden hergegeben hat“, sagt Trier. Gefunden worden seien zweieinhalb Millionen Objekte, die nun gesichtet werden müssten. Und hier schließt sich für ihn ein Kreis, denn seine erste Aufgabe beim RGM war die Fachaufsicht über die Archäologie der Nord-Süd-Bahn. Der 50-Jährige betont: „Die Arbeit in der Stadt und für die Stadt ist mir eine Herzensangelegenheit.“

Trier ist aber nicht nur durch und durch Kölner, sondern auch von Kindesbeinen an der Kunst und Kultur verbunden. Seine Großmutter war die Kölner Skulpturenrestauratorin Grete Brabender (1896-1995). Sein Onkel war der Maler Hann Trier (1915-1999), der beispielsweise die „Wolke“ schuf, die in der Piazzetta des Historischen Rathauses schwebt. Dessen jüngerer Bruder, der Vater von Dr. Marcus Trier, war der Kunsthistoriker Eduard Trier (1920-2009). Er leitete die ersten drei „Documenta“-Ausstellungen in Kassel, war Kommissar des Deutschen Pavillons auf der Biennale und lange Jahre Direktor der Kunstakademie Düsseldorf. Über seinen Vater sagt Dr. Marcus Trier: „Er war der Wegbereiter der modernen Kunst in Deutschland.“ Auch Bruder und Schwester sind im Kunstbereich tätig.

Dass sein Weg dadurch vorbestimmt war, sieht Trier aber nicht so. Der Weg ans RGM sei nur dank seiner betriebswirtschaftlichen und archäologischen Kenntnisse möglich gewesen. Aber er ist dankbar für sein Erbe: „Es ist immer ein Vorteil, wenn man weiß, worauf man sich einlässt – und für mich war es ein vertrautes Feld.“ Geheiratet hat er eine Kunsthistorikerin, mit Anne Ganteführer-Trier hat er eine 14-jährige Tochter. Und wenn er sich nicht mit Geschichte beschäftigt? „Liebe ich gutes Essen“, sagt er und lacht. Einen Ausgleich findet er im Fußball: „Ich gehe gerne ins Stadion und spiele selber regelmäßig mit Freunden.“ Da drängt sich eine Frage gleich auf: Wer wird denn wohl Europameister? „Ich tippe mal auf Spanien.“

Nicht nur im Sport, sondern auch für die Arbeit ist ihm der Teamgedanke wichtig. So sei er bemüht, in Vorträgen und Publikationen „historische Zusammenhänge einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln“. Auch bei Bauherren gehe er offensiv vor: „Man muss sich die Zeit nehmen, alles zu erläutern, um eine Akzeptanz zu schaffen.“ Außerdem ist ihm an einem guten Betriebsklima gelegen: „Die Motivation muss stimmen, um die Herausforderungen im Team zu meistern.“

Ebenso wichtig ist ihm die gute Zusammenarbeit mit den anderen Museen. Als Beispiel nennt er das Veedels-Projekt mit dem Kölnischen Stadtmuseum, in dem nach dem Waidmarkt bald der Eigelstein vorgestellt werden soll. Was ihm dabei wichtig ist – auch in Zukunft: „Das gemeinschaftliche gesamtstädtische Denken.“

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