Auffangstation in ZülpichGroßfalkner Hajo Lehser – ein Leben für verletzte Greife

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Der Königsrauhfußbussard Tessa hat bei dem Greifvogelexperten Hajo Lehser eine neue Heimat gefunden.

Der Königsrauhfußbussard Tessa hat bei dem Greifvogelexperten Hajo Lehser eine neue Heimat gefunden.

Zülpich – Für Hajo Lehser ist es eine Lebensaufgabe – die Behandlung von verletzten Greifvögeln in seiner Auffangstation.

„Meine größte Lebensfreude ist es, die verletzten Vögel gesund zu pflegen und sie wieder in die Freiheit zu entlassen“, sagt der Großfalkenmeister. Sein neuester Pflegefall ist ein Uhu, der sich bei Ahrbrück in einem Weidezaun verfangen hatte.

„Die Feuerwehr hat mich informiert, da habe ich mich direkt auf den Weg gemacht. In der Auffangstation hat sich herausgestellt, dass das Tier nicht schwer verletzt war. Es hatte einen großen Brutfleck auf der Brust. Der deutet darauf hin, dass das Muttertier Nachwuchs erwartet. Daher habe ich den Uhu nach nur einem Tag Pflege wieder nach Ahrbrück gefahren.“

Doch Lehser pflegt die Tiere nicht nur. Seit 1966 beschreibt er in seinen Hegebüchern jeden einzelnen Patienten. Er hält jedes Detail fest: Wo der Vogel gefunden wurde, was ihm zugestoßen ist, die Art der Verletzung, die Behandlungsmethode und den Tag der Freilassung.

„Anfangs habe ich meine Aufzeichnungen in Kladden niedergeschrieben. Seit ein paar Jahren habe ich sie in Bücher übertragen, Zeichnungen veranschaulichen die Verletzungen und Behandlungen“, so der Zülpicher.

Mehr als 4000 gefiederte Patienten hat er seit 1966 gehegt und gepflegt – und im besten Fall geheilt wieder in die Freiheit entlassen. Allein in diesem Jahr waren es 58 Greifvögel. Und die intensive Zeit stehe erst bevor, so Lehser: „Es dauert nicht mehr lange, dann fallen wieder Jungtiere aus den Nestern. Dann kommt wieder viel Arbeit auf mich zu.“

Manche bleiben für immer

Seit seiner Kindheit haben es die Greifvögel Lehser ebenso angetan, wie ihn die Arbeit der Falkner fasziniert. So stand sein Berufswunsch früh fest. Seine Ausbildung machte Lehser unter anderem bei Falknermeister Wilhelm Linz in Köln, war 29 Jahre lang Adler- und Falknermeister, reiste unter anderem mit Horst Niesters nach Abu Dhabi. 2007 wurde er Großfalkenmeister.

Doch seine eigentliche berufliche Erfüllung fand er in der Pflege verletzter Greifvögel. So nahm er schon erste Patienten in seinem Elternhaus in Füssenich auf, bevor er 1974 seine Auffangstation in Zülpich an der Bonner Straße aufbaute.

„Das war ein richtiges Paradies“, so Lehser. 2012 musste die Auffangstation einem großen Drogeriemarkt weichen. „Zum Glück hat mir Dr. Peter Kramp auf dem Gelände von Smurfit Kappa Zülpich Papier ein Areal zur Verfügung gestellt.“ Seit vier Jahren päppelt Lehser die Greifvögel nun auf dem Gelände der Papierfabrik auf.

Dort hat er in Eigenregie zwölf größere und kleinere Volieren gebaut. Darin sind Lehsers Patienten ebenso untergebracht wie seine Dauergäste: Cora, das Karpaten-Uhuweibchen und Odin, der Wespenbussard. Wie so viele von Lehsers 4000 Patienten war auch Odin mit einem Auto kollidiert. „Der Flügel wurde zwar operiert, aber da sich um den Bruch so eine dicke Kallusmasse gebildet hat, kann er nicht mehr fliegen.“

Besonders angetan haben es Lehser derzeit zwei Turmfalken – ein Pärchen. „Sie haben eine Nervenkrankheit und sind dadurch stark in den Flugeigenschaften eingeschränkt. Aber hier passieren echte Wunder. Das Weibchen hat zwei Eier gelegt und erwartet schon bald Nachwuchs“, freut sich der Tierliebhaber.

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