Maibaumverkauf in OberbergHerzliche Auswüchse der Liebe

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Ein Maibaum für Frank: Karin Valbert-Polenske (2.v.l.) kaufte für ihren Mann einen Baum von Micha Stemmler (r.).

Ein Maibaum für Frank: Karin Valbert-Polenske (2.v.l.) kaufte für ihren Mann einen Baum von Micha Stemmler (r.).

Gummersbach – Wenn die Angebetete einen Maibaum möchte, sollte der Mann besser spuren. Max Scheithauer ist am Samstagvormittag zum Maibaumverkauf auf dem Gummersbacher Steinmüllergelände gekommen. Denn seine Lisa hat charmant durchblicken lassen, dass sie solch einen Liebesbeweis gar nicht mal so schlecht findet. Da handelt der 22-Jährige nur allzu gerne. „Für mich ist das eine Herzensangelegenheit“, sagt der junge Strombacher lächelnd – und trägt ein rund zwei Meter hohes Bäumchen samt Kreppbändern davon.

Erstmals gab es in der Kreisstadt einen Maibaumverkauf im großen Stil. Rund 200 Birken in allen Größen hat Micha Stemmler in zwei Anhängern auf den Schotterparkplatz vor das Regionalforstamt transportiert.

In der Straßenbahn transportiert

Stemmler ist 28 Jahre alt und hat sich in Königsheide, einem kleinen Ort bei Marienheide-Kempershöhe, vor drei Jahren mit seinem Betrieb für Gefahrbaumfällungen selbstständig gemacht. Seine Freundin Larissa Beginn berichtet: „Im vergangenen Jahr waren wir für eine Baumfällung in Köln unterwegs. Dort haben wir gesehen, dass Maibäume verkauft wurden.“ Eine super Sache, fand das Paar – und adaptierte die Idee für Oberberg. Am Freitag schlugen Micha Stemmler und sein Bruder David die Bäume auf einer Schonung des Aggerverbandes bei Gimborn.

„Die sind richtig frisch“, preist Stemmler seine grüne Ware an, als Christian Lenze an den Verkaufsstand kommt. Der 32-Jährige aus Köln hatte gerade Vorlesung an der benachbarten Technischen Hochschule, wo er in einem Verbundstudium Wirtschaftsinformatik lernt. Lenze entscheidet sich für ein besonders schönes Exemplar – schließlich geht’s um viel: Mit dem Baum muss er das Herz einer Dame erst noch gewinnen. Gut, dass der Student am Verkaufsanhänger gleich noch den nötigen Baumschmuck dazu bekommt. Larissa Beginn rät ihm zu einem Holzherz in mittlerer Größe, passend zu dem anderthalb Meter hohen Bäumchen. Das wandert gemeinsam mit mehreren bunten Kreppbändern in eine Tüte. Am Abend will Lenze die Mission Liebesbaum starten, die geschmückte Birke per Straßenbahn durch Köln transportieren und sie an der Regenrinne des Hauses seiner – hoffentlich – Zukünftigen befestigen. „Viel Glück“, ruft ihm Larissa Beginn hinterher.

„Eine super Gelegenheit, die Ehe aufzufrischen“

Über das Werben muss sich Karin Valbert-Polenske keine Gedanken mehr machen. Mit ihrem Frank ist sie seit 25 Jahren glücklich verheiratet. In dieser Zeitung hat die Gummersbacherin vom Maibaumverkauf gelesen und erfahren, dass in Schaltjahren traditionsgemäß die Frauen mit dem Baumaufstellen an der Reihe sind. „Eine super Gelegenheit, um die Ehe ein bisschen aufzufrischen“, meint die 47-Jährige. Gemeinsam mit Tochter Naomi (19) entscheidet sie sich für eines der kleineren Exemplare, nimmt ein Holzherz dazu und schreibt darauf in großen Lettern „Frank“. „Das ist das erste Mal in 25 Jahren, dass ich einen Maibaum aufstelle.“

Micha Stemmler freut sich, dass sein Geschäftsmodell aufgeht. „Wir hatten im Vorfeld sogar schon telefonische Vorbestellungen.“ Am Abend sind jede Menge Bäume verkauft, Stemmler ist zufrieden – und viele Geliebte sollten sich spätestens am 1. Mai noch ein bisschen mehr geliebt fühlen.

Im kommenden Jahr will Micha Stemmler wieder Maibäume verkaufen: „Dann sogar mit Lieferservice.“

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