Gummersbach – Eigentlich hatte er die Polizei nur gerufen, weil in seine Wohnung eingebrochen worden war. Dass die Beamten während der Spurensicherung auf seine Cannabis-Plantage aufmerksam werden könnten – damit hatte ein heute 23-Jähriger offenbar nicht gerechnet.

Gestern ist der junge Mann vom Gummersbacher Schöffengericht zu einer Haftstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden, wegen Besitzes von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge. Die Staatsanwältin hatte zuvor auf eine Verurteilung wegen Handels mit Betäubungsmitteln plädiert. Dass er die Drogen verkauft haben könnte, war dem Angeklagten jedoch nicht nachzuweisen.

Laut Anklage soll der Mann in den Jahren 2013 bis 2016 in seiner Gummersbacher Wohnung Cannabis im professionellen Stil angebaut haben. Damit die Pflanzen gedeihen, hatte er Tageslichtleuchten und ein Belüftungssystem installiert. An der Wand hingen Bedienungsanleitungen zur Cannabisaufzucht.

Als der junge Mann Mitte vergangenen Jahres bemerkte, dass jemand in seine Wohnung eingedrungen war, alarmierte er die Polizei. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass die Beamten so schnell anrückt. Zeit zum Aufräumen blieb ihm nicht – die Beamten konfiszierten 20 Pflanzen, sieben Stecklinge, Laptop und Mobiltelefon sowie ein Portemonnaie mit 160 Euro in mehreren Scheinen.

Ein Gutachten ergab später, dass der Cannabis für 1120 Konsumeinheiten reichte. Weil das üblicherweise weit mehr ist, als ein einzelner Drogenkonsument benötigt, ging die Anklage von Handel aus. In der Verhandlung beteuerte der Angeklagte aber, dass er die Plantage nur für den Eigenbedarf betrieben habe. Weitere Hinweise auf Handel gab es nicht. Computer und Handy wurden nicht von der Polizei ausgewertet, berichtete der Vorsitzende Richter Ulrich Neef, „weil die Polizei keine Zeit hatte“.

So blieb’s bei der Verurteilung wegen Besitzes. Eine günstige Sozialprognose hatte der 23-Jährige. Im vergangenen September begann er eine Ausbildung in Süddeutschland. Den Drogenkonsum habe er seitdem eingestellt. (ag)