Sexueller MissbrauchGericht verurteilt ehemaligen Lehrer zu vier Jahren und drei Monaten Haft

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Ansicht der Fassade des Landgerichts in Bonn.

Am Landgericht Bonn wurde das Urteil gegen einen ehemaligen Lehrer aus Oberberg gesprochen.

Der ehemalige Vertrauenslehrer aus dem Süden des Oberbergischen Kreises muss zudem einem der Opfer 10.000 Euro Schmerzensgeld zahlen.

Der wegen sexuellen Missbrauchs an drei Schülern angeklagte, ehemalige Vertrauenslehrer aus dem Süden des Oberbergischen Kreises ist am Freitag zu einer Haftstrafe von vier Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Außerdem muss der Lehrer einem der Opfer 10.000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Darauf haben sich der frühere Schüler und sein Lehrer im Rahmen einer sogenannten Adhäsionsklage geeinigt.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der heute 57-Jährige sich in einem knapp 18 Jahre währenden Zeitraum mindestens 13 Mal an den Kindern und Jugendlichen vergangen hat. Der Mann hatte auf Anraten seines Anwalts Peter-René Gülpen vor Gericht alle Vorwürfe in einem nicht-öffentlichen Geständnis eingeräumt.

Ähnliche Taten müssen wegen langer zeitlicher Strecke unterschiedlich bestraft werden

Aufgrund der „langen zeitlichen Strecke“, wie es der Vorsitzende Richter Volker Kunkel ausdrückte, mussten ähnliche Taten unterschiedlich bestraft werden: Den Missbrauch hatte der Lehrer in den Jahren zwischen 2003 und 2021 begangen. Das Sexualstrafrecht wurde in dieser Zeit mehrfach verschärft, und für die weiter zurückliegenden Übergriffe musste das Gericht auch die seinerzeit geltenden Gesetze anwenden.

Als die Polizei nach einer Anzeige eines der drei Opfer im Juni 2021 die Wohnung des Lehrers durchsuchte, stellten die Beamten auch diverse Dateien mit heimlich angefertigten Videos und Fotos sicher: Der damals geltende Strafrahmen für den Besitz von kinderpornografischem Material reichte von einer Geldstrafe bis zu drei Jahren Haft. „Wäre die Durchsuchung auch nur drei Tage später erfolgt, hätte allein für dieses Delikt eine Mindeststrafe von einem Jahr Gefängnis gegolten“, stellte Kunkel heraus.

Ein vom Gericht beauftragter Sachverständiger hatte dem Täter eine pädophile Neigung attestiert, offenbar fühlt der Verurteilte sich   zu männlichen Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren hingezogen. Um in engeren Kontakt mit den Opfern zu kommen, nutzte der Täter seine Stellung als Vertrauenslehrer gezielt aus.

So stieß er im Jahr 2006 in den Schulakten auf einen damals 13-jährigen Jungen, der bereits zuvor Opfer sexueller Übergriffe geworden war. Das Kind war offenbar auch deshalb an der Schule angemeldet worden, um die schlimmen Erfahrungen besser verarbeiten zu können. Als „Einfallstor“, um sich das Vertrauen des fußballbegeisterten Jungen zu erschleichen, hatte der Lehrer die damalige Fußballweltmeisterschaft genutzt.

Fast 18 Jahre später saß der mittlerweile 31-Jährige nun am Freitag als Nebenkläger neben dem Staatsanwalt und verfolgte den Schuldspruch aufmerksam. Er hatte mit seiner Anzeige vor drei Jahren den Stein ins Rollen gebracht, um anderen Kindern sein eigenes Schicksal zu ersparen: „Ich hoffe, dass Sie mitbekommen haben, was Sie mit ihrer dunklen Seite angerichtet haben“, wandte sich Kunkel abschließend direkt an den Verurteilten.

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