Hansestadt-Hymne50 Musiker unter Leitung von Christoph Scheibling

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Wipperfürth – „Die Trompeten bitte etwas schwächer, das Holz kommt nicht durch. Das Glockenspiel funktioniert schon super, sanfte Betonung auf dem ,für immer’ – genau darum geht es. Das Saxophon bitte noch einmal.“ Christoph Scheibling steht in der Aula der Konrad-Adenauer-Hauptschule und hat sämtliche Töne seiner Schützlinge genau im Ohr.

Über dem Leiter des Musikkorps der Bundeswehr thront ein vier Meter hohes Gestell, an dem etliche Mikrofone befestigt sind. Auch zwischen den Notenständern der 50 Musiker wimmelt es von Kabeln und Lautsprechern. Sämtliche Musikvereine und Kapellen der Hansestadt haben Mitglieder auf den Mühlenberg entsandt, um als gemeinsames Blasorchester die Hymne zum 800. Jubiläum ihrer Heimatstadt einzuspielen.

Kreuzberg hat den gesamten Posaunensatz geschickt, aus Wipperfeld kommen die Trompeten. Thier besetzt die Klarinette. „Wipperfürth ist unsere Heimatstadt, wir gehören dazu und deshalb sind wir natürlich gerne dabei“, nicken Bianca und Ronja Nassenstein vom Musikverein Dohrgaul. Das Jubiläum eigne sich bestens dafür, zusammenzurücken, allen voran musikalisch.

Klarinettist Fabio aus Kreuzberg ist mit elf Jahren der Jüngste in Scheiblings Ensemble. Aber auch die ältesten Musiker im Raum, Schlagzeuger Michael Claudi (62) und Klaus „Ucki“ Diederich (69), der im Musikverein Wipperfürth Bassklarinette spielt, haben sichtlich Spaß an dem von Andreas Schnermann komponierten Titel „Für immer“.

„Es ist wahnsinnig schön, aber eben auch anspruchsvoll“, schwärmt Claudi. Ob das Lied zum Mitsing-Hit in den Kneipen am Marktplatz wird, bezweifelt Claudi deshalb noch.

Zwei Stunden lang proben Blech- und Holzbläser inzwischen gemeinsam mit dem Schlagwerk, spielen einzelne Sequenzen und üben die Wechsel. Zeit für eine Pause.

Christoph Scheibling ist vom Zusammenspiel der bunt gewürfelten Truppe begeistert (siehe Interview unten). „Das Orchester wird die Aufnahme ganz hervorragend meistern.“

Stichwort Aufnahme: Seit dem frühen Morgen sind Georg Bongartz und seine Mitarbeiter vom „Kölner Tonstudio“ in der Hauptschul-Aula unterwegs. Während der Probe haben sie die Mikrofone millimeterweise ausgerichtet. Zwei große Kabel führen aus der Aula in den Klassenraum 147, wo Tonmeister Bongartz mit großen Kopfhörern das Geschehen verfolgt. Auf seinem Laptop werden unzählige Regler angezeigt, eine Farbliste erleichtert die Zuordnung der Mikrofone. Sämtliche Flöten sind rot, das Glockenspiel wird von gelben Geräten aufgenommen. Technisch sei die Mehrspuraufnahme mit 30 Kanälen geplant, erklärt Tontechniker Florian Hügel. Wichtig sei zum Beispiel, dass auch die Klänge von Diederichs seltener Bassklarinette optimal eingefangen würden. Auf einem kleinen Bildschirm sieht Georg Bongartz, dass Christoph Scheibling und sein Orchester die Pause beendet haben.

Es ist mucksmäuschenstill, und dann sind die ersten Töne von „Für immer“ zu hören. Am Abend wird die Big Band der Musikschule noch eine weitere Version der Hymne aufnehmen. Die musikalische Vorbereitung für das Stadtjubiläum ist auf der Zielgeraden angekommen.

Alle Kirchdörfer sind vertreten

Christoph Scheibling (47), gebürtiger Wipperfürther, ist Chef des Musikkorps der Bundeswehr in Siegburg und leitet Workshop und Aufnahme des Wipperfürther Stadtlieds „Für immer“. Florian Sauer sprach mit ihm über das Projekt.

Herr Scheibling, Ihr Fazit zum Workshop, kurz vor der Tonaufnahme?

Das Zusammenspiel läuft großartig. Ich wusste heute Morgen, dass 50 Musiker kommen werden, aber nicht, welche Qualität sie mitbringen werden. Ich bin sehr zufrieden mit den Proben.

Als Sie vom Projekt erfuhren . . . 

 . .  habe ich sofort zugesagt. Ich war so viele Jahre in Wipperfürth musikalisch aktiv, da gab es keinen Grund zu zögern.

Was reizt an dem Zusammenspiel besonders?

Wir haben ein voll besetztes Orchester. Alt und Jung spielen nebeneinander, sämtliche Kirchdörfer sind vertreten. Unterschiedliche Generationen und Orte machen sich auf, um zum Stadtjubiläum gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Das ist eine Botschaft an alle Wipperfürther, die auch abseits der Musik enorm wichtig ist.

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