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Handwerk in Bergisch GladbachPea Schneider fertigt Kappen mit eigenem Kopf

Lesezeit 3 Minuten

Bensberg – Individualität liegt im Trend, auch beim Karnevalskostüm. „Wenn Leute zu mir kommen, dann sagen sie oft, dass sie nicht nach Karnevalsdiscount aussehen wollen“, erzählt Pea Schneider. Sie bietet handgefertigte Alternativen. Unter dem Label „Kapp à la Carte“ fertigt sie außergewöhnliche Karnevalskappen, außerdem jecke Kostüme, aber auch Brautkleider und Abendgarderobe.

„Die Idee zu den Kappen entstand, als ich vergangenes Jahr bei »Loss mer singe« war und vor mir eine Frau saß, die eine Patchworkkappe aufhatte. Da habe ich mir gedacht: Das kannst du besser“, erinnert sich die gelernte Schneiderin und Directrice. Also setzte sie sich in ihrem Bensberger Atelier an die Nähmaschine und fertigte die erste Narrenkappe. „Das Zusammenspiel von unterschiedlichen Materialien auszuprobieren, machte mir viel Spaß. Ich merkte, ich habe Ideen für mehr als eine Kappe“, erzählt Schneider. Die brachte sie schon bald an die Frau, denn ihre Kappe begeisterte andere, die Zahl der Anfragen stieg.

„Irgendwann suchte ich nach einem sinnvollen Vertriebsweg für die Kappen. Sie im Internet anzubieten, erschien mir wenig sinnvoll, die Kunden möchten sie ja aufprobieren“, ergänzt die 50-Jährige. Pea Schneider ist seit 30 Jahren selbstständig, hat sich aber vor neun Jahren dafür entschieden, ihr Geschäft in Refrath zu schließen. „Durch die Öffnungszeiten und großen Schaufenster, die immer neu dekoriert werden mussten, war ich sehr gebunden. Ich hatte weniger Zeit zum Nähen als heute in meinem Atelier“, erklärt sie.

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Gemeinsam mit ihrer Freundin Gabriele Scheffler fand sie 2008 ein ehemaliges Antiquitätenlager, das sich perfekt eignete, um darin einen Friseursalon und ein Atelier zu eröffnen. Allerdings liegt das Gebäude etwas versteckt in der Gartenstraße, dort wären nur ihre Bestandskunden auf die neuen Kappen aufmerksam geworden. „Als ich vom neuen Konzept des Bensberger Weihnachtsmarkts hörte, meldete ich dort kurzentschlossen einen Stand an. Ich hätte nie gedacht, dass die Resonanz darauf so groß werden würde“, sagt Schneider und ist immer noch dankbar. Mit 150 Kappen fuhr sie zum Weihnachtsmarkt, einen Großteil davon konnte sie tatsächlich dort verkaufen.

In den vergangenen Wochen gab es keinen Tag, an dem sie nicht etliche Kopfkostüme nähte. „Wir haben so nette Resonanz bekommen. Etliche Kunden kamen mit eigenen Ideen für eine Kappe, die ich dann umgesetzt habe“, berichtet sie.

Auf der Empore über dem Atelier wacht Parson Jack Russell-Terrier Paul darüber, dass niemand in Frauchens Allerheiligstes eindringt. Dort lagern Stoffballen, Zierkordeln, Samt, Brokat, Epauletten, Federn, Broschen, Bänder und unzählige andere Dinge, die Pea Schneider immer wieder neu mixt. „Bei mir gibt es keine Kappe zweimal, das sind alles Unikate“, sagt sie mit Stolz. Mit fünf Jahren bekam sie ihre erste Nähmaschine geschenkt, seitdem liebt sie das Arbeiten mit Stoffen. „Es ist einfach mein Ding, kreativ zu sein“, fügt sie an.

Zeit zum Durchatmen wird sie auch nach Karneval nicht haben, denn Aufträge für Brautkleider warten schon darauf, genäht zu werden. „Das ist das Schöne an meinem Beruf, ich habe hier immer glückliche Menschen in meiner Umkleide stehen, darf an ihrem Leben teilhaben. Schließlich ziehen sie sich vor mir aus bis aufs Hemd, das schafft Nähe“, sagt Pea Schneider. „Das gibt mir so viel, dass die Nachtschichten, die ich manchmal einlege, damit etwas fertig wird, bei weitem aufgewogen werden.“

Das Atelier in der Gartenstraße ist montags bis freitags von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, allerdings bittet Pea Schneider darum, vorher unter (0 22 04) 40 47 16 einen Termin zu vereinbaren. www.schoene-schnitte.de

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