Abo

Gewerbliche SammlerMit Musik auf der Jagd nach Schrott

Lesezeit 3 Minuten
So ist es richtig: Jochen Schlaup aus Bornheim entsorgt eine alte Mikrowelle in dem Container auf dem Recyclinghof der Brühler Stadtwerke.

So ist es richtig: Jochen Schlaup aus Bornheim entsorgt eine alte Mikrowelle in dem Container auf dem Recyclinghof der Brühler Stadtwerke.

Rhein-Erft-Kreis – Die Melodien, die lautstark durch die Straßen schallen, gehören in vielen Kommunen längst zum Stadtbild wie früher das Klingeln des Eismannes oder die Rufe der Lebensmittel verkaufenden Bauern. Heute sind es allerdings meist Menschen auf der Suche nach Elektroschrott oder Altmetall, die unter musikalischer Begleitung in Sprintern durch die Straßen fahren.

Dass es dabei nicht immer mit rechten Dingen zugeht, darauf weist die Verbraucherzentrale hin. „In Elektroschrott können Schwermetalle wie Blei oder Cadmium enthalten sein – Schadstoffe , die bei unsachgemäßer Behandlung austreten und die Umwelt gefährden können“, warnen die Umweltberaterinnen Simone Bergheim und Astrid Mühlenbrock.

Seit Juni 2012 sei es deshalb gesetzlich verboten, solchen Müll gewerblich zu sammeln, erklärt Christine Berndt, Teamleiterin der Abfallwirtschaft beim Rhein-Erft-Kreis. Außerdem seien die gewerblichen Sammler nach einer Änderung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes jetzt verpflichtet, ihre Tätigkeit beim Kreis anzuzeigen. „Insgesamt etwa 40 Meldungen haben wir seitdem erhalten“, berichtet Berndt.

Alle Fahrzeuge müssten zudem ein sogenanntes „A-Schild“ vorne und hinten am Fahrzeug anbringen, durch das sie als Abfalltransporte erkennbar und damit auch kontrollierbar sind. Bei der Kontrolle der Vorgaben ist der Kreis allerdings auf die Polizei und die Ordnungsämter angewiesen.

Das gelingt nicht immer. In Bergheim zum Beispiel gibt es Beschwerden über allzu viele Schrotthändler, die mit ihrem „Gedudele“, wie Helmut Paul (CDU) in einem Schreiben an die Stadt ausführt, die Menschen belästigen. Er fordert verstärkte Kontrollen durch die Ordnungsbehörden. Bei der Stadt sieht man keine Möglichkeit der Kontrolle im nicht-ruhenden Verkehr. Sprecher Ansgar Mirgeler verweist an den Zoll, der die Gewerbeerlaubnis kontrollieren müsse, was in der Vergangenheit an Kölner Schrottsammelstellen bereits geschehen ist.

Auch Wolfgang Gérard, Fachdienstleiter Ordnung und Soziales bei der Stadt Brühl, wo sich vor allem die Stadtwerke über die vielen fahrenden Händler beschweren, hält Kontrollen für schwierig. „Wir überprüfen schon. Wenn die Kontrollierten aber eine Reisegewerbekarte haben, müssen wir sie weiterfahren lassen“, erklärt Gérard. Erschwert würden die Kontrollen auch dadurch, dass einige Schrottsammler nachts unterwegs seien. „Dort, wo sie ihren Schrott sammeln, können weder wir noch die Polizei eingreifen, wenn kein konkreter Verdacht vorliegt“, sagt Gérard.

In Erftstadt trieb die Hatz nach verwertbaren Altmetallen zeitweise bunte Blüten. In Blessem hatten Schrottsammler die alte Schule angemietet. Dort demontierten sie unter anderem aus Kühlschränken Metalle, die sie zu Geld machen konnten. Nicht verwertbare Teile landeten im Garten. Das Gebäude verließen sie eines Tages fluchtartig. Der Schrott blieb in großer Menge zurück.

Der Parkplatz am Sportplatz in Herrig wurde von Schrotthändlern zeitweise zum Zwischenlager umfunktioniert. Anhänger mit Altmetall wurden dort abgestellt. Nach einiger Zeit fuhr ein Lkw vor. Das Altmetall wurde umgeladen. Die Stadt hat zusammen mit der Polizei diese Praxis mittlerweile unterbunden.

Rundschau abonnieren