Zu kurze GrünphaseIn Kerpen-Sindorf können Gehbehinderte jetzt gefahrlos über die Straße gehen

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Eine Ampel, die Grün anzeigt.

Längere Grünphasen hat die neue Ampel in Sindorf.

Eine Ampel an der Hüttenstraße in Sindorf ist ausgetauscht worden. Gehbehinderte hatten vorher bei Grün kaum Zeit, die Straße zu überqueren.

Selbst wer gut zu Fuß ist, musste sich bisher sputen, wenn er die Hüttenstraße an der Ampelanlage Ecke Breite Straße überqueren wollten. Ältere Menschen und Behinderte standen oft noch auf der Straße, wenn die Ampel Rotlicht zeigte. Damit ist jetzt Schluss: An der Hüttenstraße gibt es jetzt eine neue Fußgängerampel. Dafür eingesetzt haben sich SPD-Stadtverordneter Branko Appelmann und Augustus Briefs vom Behindertenbeirat.

Im November sprach Appelmann die Verwaltung auf das Problem an. „Eine Bürgerin hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ihr Vater es in der kurzen Grünphase nicht mehr über die Straße schafft“, sagt Appelmann. Nur kurze Zeit später überprüfte die Verwaltung die Anlage und stellte fest, dass sich die Schaltung nicht anders einstellen lässt – das Gerät war viel zu alt. Also ließ sie die Anlage austauschen.

Nur acht Sekunden blieb die Ampel in Sindorf grün

Nach acht Sekunden sei die Ampel wieder rot geworden, sagt Appelmann. Wer es in der Zeit nicht geschafft habe, die Straße zu überqueren, gerate in Gefahr, denn auf der Hüttenstraße gebe es viel Verkehr. Die Grünphase der Sindorfer Ampel ist mit acht Sekunden um einiges kürzer als die der meisten anderen im Stadtgebiet. Deren Grünphasen dauern laut Augustus Briefs zwischen 10 und 15 Sekunden. Für Briefs sind 15 Sekunden das Minimum. „Menschen, die behindert sind, schaffen es nicht schneller über die Straße“, sagt er. Dabei ist der Kerpener Standard schon deutlich höher als der des Bundesverkehrsministeriums. Das hat nämlich festgelegt, dass eine Ampel nur mindestens fünf Sekunden Grünlicht anzeigen muss. Was viele aber nicht wissen: Jede Fußgängerampel hat eigentlich drei Phasen.

Tatsächlich müssen Ampeln laut der Richtlinien für Lichtsignalanlagen nur so eingestellt sein, dass Fußgänger während der Grünphase die Mitte der Fahrbahn erreichen können. Bevor der Autofahrer fahren darf, folgt die Zwischen- oder Schutzzeit – während dieser sehen nicht nur die Fußgänger rot, sondern auch die Autofahrer.

Briefs gibt sich damit nicht zufrieden. „Für Jüngere ist das kein Problem. Aber wenn Ältere bei Rot auf der Straße sind, kriegen sie Panik. Sie bleiben stehen oder gehen zurück“, erläutert Briefs.

Appelmann ließ alle Ampeln in Sindorf auf die Dauer ihrer Grünphasen überprüfen. Probleme gab es bei keiner. Anders sieht das in Horrem aus. In der Nähe des Friedrich-Ebert-Platzes gibt es zwei Ampeln für Fußgänger, die die Hauptstraße überqueren wollen. Beide hätten eine Grünphase von weniger als zehn Sekunden, sagt Briefs. Durch die kurze Zeit sollen Staus auf der Hauptstraße verhindert werden.  „Es gab hier aber schon Unfälle. Deswegen sollten wir darüber nachdenken, ob wir nicht einmal die Fußgänger den Autofahrern vorziehen.“

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