Im Rhein-Erft-Kreis werden immer wieder Lasermessanlagen zerstört. Die Kreisverwaltung sieht Medien als Mitverursacher und verfolgt die Strategie, dazu zu schweigen.
Kommentar zur NachrichtensperreSchweigen im Bergheimer Kreishaus befördert Vandalismus an Blitzern
Vor wenigen Tagen hat die Kreisverwaltung eine neue Lasermessanlage in Pulheim an der B 59 in Betrieb genommen. Das Ganze still und klammheimlich – mal abgesehen von den Pendlern, die die Arbeiten zwischen Pulheim-Nord und Pulheim-Süd in Fahrtrichtung Grevenbroich wahrgenommen hatten.
Dies entspricht der Linie, die das Kreishaus seit jüngstem verfolgt: Es gibt keine Informationen mehr an die Öffentlichkeit, wann die neuen Blitzer in Betrieb genommen werden und ob sie tatsächlich auch funktionieren, ließ Landrat Frank Rock (CDU) über seinen Sprecher Thomas Schweinsburg wissen – „aus Sicherheitsgründen“.
Von Anfang an war geplant, dass die Anlage in Pulheim 2024 in Betrieb gehen sollte
Was das bedeutet? Das mit dem Funktionieren hat zwei Hintergründe: Die acht Blitzer der neuen Generation konnten zum einen nicht wie geplant im Oktober 2023 in Betrieb gehen (Pulheim war stets erst für 2024 geplant), weil die Technik der alten Geräte im Erdreich nicht mit den neuen Anlagen kompatibel war.
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Zum anderen waren Blitzer in Hürth-Hermülheim, Erftstadt-Köttingen und Frechen wenige Tage nach ihrem Aufbau demoliert worden. Dies war geschehen, bevor unsere Redaktion über die Blitzer-Panne im Kreishaus berichtet hatte.
Als die 600.000 Euro teure Technik zur Verkehrsüberwachung Ende Februar endlich funktionierte, begab es sich, dass sie in Hürth-Hermülheim Fotos machte, obwohl Fahrer die erlaubten 70 km/h gar nicht überschritten hatten. Und kaum später hatten Unbekannte auf die Glasfront, hinter der sich die Kamera befindet, erneut mit roher Gewalt eingewirkt, so dass sie splitterte.
Sachbeschädigung nennt man das, was ebenso wenig zu tolerieren ist, wie mit seinem Fahrzeug zu rasen. Wer die Standorte der Blitzer kennt, weiß: Sie stehen dort nicht ohne Hintergrund. Daher besteht kein Anlass, an der Notwendigkeit von technischer Verkehrsüberwachung zu zweifeln.
Schon gar nicht, wenn man sich vor Augen führt, dass auf der B59 bei Pulheim im vorigen Jahr drei Menschen bei Verkehrsunfällen zu Tode gekommen sind. Und jedes Mal war überhöhte Geschwindigkeit mit im Spiel. Das bewog die Verantwortlichen beim Kreis in Absprache mit der Polizei, einen zusätzlichen Blitzer auf der Raserstrecke zu installieren. Denn diesen Standort gab es im Gegensatz zu den anderen im Kreisgebiet vorher nicht.
Nun ist es dieser Anlage bedauerlicherweise nicht anders ergangen als anderen Blitzern zuvor: Kaum ist sie vor wenigen Tagen aufgebaut worden, ist sie von Unbekannten bereits unbrauchbar gemacht worden: von Menschen, deren Verstand offenbar unterentwickelt ist und deren Verständnis für Maßnahmen, um Raser abzuschrecken und am Ende Menschenleben zu retten, erschreckend gering ausgeprägt ist.
Was macht der Landrat? Frank Rock schweigt
Die Kreisverwaltung in Bergheim mit Landrat Frank Rock (CDU) an der Spitze reagiert darauf – mit einer Nachrichtensperre. Zwischen den Zeilen ist aus der Stellungnahme auf eine Anfrage dieser Redaktion herauszulesen, dass die Attacken der Blitzer das Resultat medialer Berichterstattung seien. Über eine Spekulation geht diese Aussage nicht hinaus.
Was aber tun die Behörden – Kreis und Polizei, deren Chef Rock ist –, um das Eigentum der Allgemeinheit zu schützen? Wird eine Belohnung ausgesetzt, um Hinweise auf die Täter zu erhalten, so wie es die Städte Bergheim und Elsdorf nach Grabschändungen auf Friedhöfen getan haben? Wendet sich der Landrat mit einem Appell an die Bürger, wachsam zu sein und die Polizei zu rufen, wenn sie sehen, dass sich jemand an den Blitzern zu schaffen macht? Verurteilt er die sinnlosen Taten?
Er schweigt.