Trotz deutlich höherer PreiseMallorca rechnet mit Touristen-Ansturm

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Touristen laufen am Strand von Arenal auf Mallorca.

Noch ist es ruhig auf Palma: Touristen am Strand von Arenal auf Mallorca.

Mallorca startet mit Vollgas in die Urlaubssaison. Allerdings müssen Urlauber mit deutlich höheren Preisen rechnen. Besonders schmerzhaft wird es bei den Flügen.

Angesichts der großen Buchungsnachfrage dürfte die spanische Mittelmeerinsel auch in 2023 wieder eines der meistbesuchten Reiseziele Europas werden. „Wenn nichts Ungewöhnliches passiert, dann wird es ein gutes Jahr“, sagt María José Aguiló, Vizechefin des mallorquinischen Hotelverbandes.

Schon jetzt im März sind zwei Drittel aller Hotels geöffnet – deutlich mehr als im Vorjahr. In den Osterferien, in der ersten Aprilhälfte, sollen bereits fast 80 Prozent aller Gästeherbergen betriebsbereit sein. Auch die meisten Restaurants, Biergärten und Diskotheken öffnen dieses Jahr früher als üblich, weil sie wieder mit einem guten Geschäft rechnen – schon 2022 war hinsichtlich der Tourismus-Einnahmen ein Rekordjahr.

Preise zehn Prozent höher

Von happigen Preissteigerungen durch Inflation und Energiekrise scheinen sich die Mallorca-Fans nicht abschrecken zu lassen. Die Hotel- und Gaststättenpreise sind laut Statistikamt in den vergangenen zwölf Monaten um annähernd zehn Prozent gestiegen. Ein halber Liter Gerstensaft kostet in den einschlägigen Schänken wie etwa dem legendären Bierkönig (Werbung: „Dein Wohnzimmer auf Mallorca“) inzwischen fünf Euro.

Besonders schmerzhafte Erhöhungen der Tarife werden vor allem bei den Flugpreisen gemeldet. Die Zeit der 30- oder 50-Euro-Flüge ist vorbei. Es gibt dieses Jahr keine Tickets unter 100 Euro – und zwar ohne aufgegebenen Koffer. Wenn man jetzt eine Reise in den Osterferien buchen möchte, ist etwa auf der Strecke Berlin–Palma kaum ein Hin- und Rückflug unter 400 Euro zu bekommen.

Am besten lange vorher buchen

Kein Wunder also, dass die „Mallorca-Zeitung“ unlängst titelte: „Der Mallorca-Urlaub wird dieses Jahr 33 Prozent teurer sein als im Vorjahr.“ Dabei zitiert das Blatt den prominenten Inselgastronomen Juan Ferrer, Sprecher der Plattform Palma Beach. Hier organisieren sich Hotels und Restaurants, die für mehr Qualität und gegen das „Ballermann“-Image der Touristenhochburg an der Playa de Palma kämpfen.

Angesichts des Preisdrucks lohnt es sich nun noch mehr, lange im Voraus zu reservieren und die Hauptreisezeiten zu vermeiden. „Ich habe frühzeitig gebucht, und es war sogar günstiger als im letzten Jahr“, berichtet ein Reisender namens Stephan in einem Mallorca-Forum auf Facebook. Und ein anderer Mallorca-Fan berichtet: „Ich habe meinen Radurlaub im November gebucht, und es kostete nicht mehr als vor Corona.“

Gibt es nun weniger Ballermann-Niveau?

Palma-Beach-Sprecher Ferrer, der mit Besäufnissen, Exzessen und Randale an der Playa de Palma aufräumen will, kann der Preissteigerung für den Mallorca-Urlaub sogar etwas Positives abgewinnen: „Dies hält vielleicht den ein oder anderen Billigurlauber ab.“ Dabei räumt er ein, dass sich die allermeisten Inselbesucher vorbildlich benehmen. „Von zehn Besuchern sind im Durchschnitt neuneinhalb perfekte Urlauber.“

Der unerwünschte Sauftourismus, der Mallorca immer wieder Negativschlagzeilen beschert, soll in diesem Jahr weiter bekämpft werden. Schon bisher versuchten die Inselpolitiker mit Benimmregeln, Trinkverboten im öffentlichen Raum und stärkerer Polizeipräsenz gegen die Auswüchse des Partytourismus vorzugehen. Nun soll die Schraube noch mehr angezogen werden. „Saufurlauber sollen spüren, dass es auf Mallorca in dieser Hinsicht nichts mehr zu holen gibt“, kündigte Mallorcas Tourismusdezernent Andreu Serra an. Unerwünschte Angebote sollen zurückgedrängt oder sogar ganz verbannt werden, sagte er dem „Mallorca-Magazin“. So wurde bereits verboten, Sangria in Eimern auszuschenken, aus denen das Weinmischgetränk mit Strohhalmen gesüffelt wurde. Auch Happy-Hour- und All-Inclusive-Angebote sind eingeschränkt.

Tourismussteuer bleibt unverändert

In Sachen Preisanstieg gibt es aber ebenfalls eine gute Nachricht: Die Tourismussteuer, die auf Mallorca und genauso auf den Nachbarinseln Ibiza, Menorca und Formentera gezahlt werden muss, wird 2023 nicht erhöht. Sie beträgt zwischen 50 Cent und vier Euro pro Gast und Nacht – je nach Saison und Hotelkategorie.

Die Einnahmen der sogenannten „Ecotasa“, im vergangenen Jahr weit mehr als 100 Millionen Euro, fließen in nachhaltige Inselprojekte, wie etwa in den Ausbau des Nahverkehrs oder des Naturschutzes. Zudem wird damit die Verbesserung der Trinkwasserversorgung finanziert, die angesichts des Massentourismus zunehmend an ihre Grenzen kommt.

Wenn die Vorhersagen stimmen, könnten in 2023 noch mehr Urlauber als im Vorjahr auf der Insel landen. Die deutsche Lufthansa will sogar wieder, wie im Vorjahr, auf der Mallorca-Strecke einen „Jumbo“ einsetzen, in den fast 400 Reisende passen.

2022 reisten insgesamt 11,5 Millionen Feriengäste auf die spanische Insel, davon kamen 9,7 Millionen aus dem Ausland. Die Deutschen sind weiterhin die besten Tourismuskunden Mallorcas – sie stellen ein Drittel aller Feriengäste.

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