DrogenRausch mit freiverkäuflichen Medikamenten

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Symbolbild

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Köln – Wer braucht schon fünf Packungen von einem Mittel gegen Durchfall? Der Hamsterkauf einer Gruppe Jugendlicher sei ihr merkwürdig vorgekommen, hat eine Apothekerin der Rundschau berichtet. Als dann zwei Tage später ein Mann mehrere Päckchen des gleichen Mittels verlangte und mit auffällig zitternden Fingern nach seiner Geldbörse kramte, wurde sie misstrauisch und forschte nach. In dem frei verkäuflichen Medikament ist der Wirkstoff Loperamid enthalten. Als selbst gedrehte Zigarette oder in Kombination mit einem Mittel, das gegen Wadenkrämpfe helfen soll, habe dies einen ähnlichen Effekt wie Heroin. Dies berichten zumindest verschiedene Nutzer in Internetforen, die anderen den Trip schmackhaft machen wollen.

Das Medikament gegen die Krämpfe ist ebenfalls frei verkäuflich. In Drogenforen finden sich Berichte über starke Euphorie nach der Einnahme und Gefühlen wie bei einem freien Fall. Die Effekte sollen heftiger sein als beim Konsum von Opiaten.

Ausprobieren kommt in Mode

Der Arzneimittelkommission ist das Problem bekannt. Es gäbe bereits einen entsprechenden Eintrag in der Wechselwirkungsdatenbank, teilte eine Sprecherin mit. Das Anti-Durchfall-Mittel lähmt für kurze Zeit die Darmmuskulatur. Der Hauptwirkstoff des Muskelpräparats hemme dessen Aufnahme in den Blutkreislauf. Dadurch verstärke sich die Wirkung auf das Zentrale Nervensystem um das Zwei- bis Vierfache. Es habe bereits Studien zu dem Thema gegeben, sagte die Sprecherin weiter. Allerdings seien die Ergebnisse nicht relevant genug erschienen. "Es könnte natürlich sein, dass es gerade wieder in Mode kommt, das auszuprobieren", meinte die Sprecherin. In diesem Fall müsse man dem Verdacht erneut nachgehen. Allerdings müssten vermutlich mehrere Packungen zum Einsatz kommen, damit ein Rauschzustand eintrete. Eine Sucht sei dann allerdings durchaus möglich.

Die Liste der möglichen Nebenwirkungen beider Mittel ist lang: Sie reicht von Übelkeit und Bauchkrämpfen über Müdigkeit und Hautausschlag bis hin zu Herzrhythmusstörungen. Der Polizei sind in Fällen missbräuchlicher Verwendung der Medikamente die Hände gebunden. Die Mittel sind frei verkäuflich.

Wird jemand mit Missbrauchssymptomen ins Krankenhaus eingeliefert, werden die Beamten generell nicht benachrichtigt. Denn es sei schwer zu beweisen, dass jemand zu viel eingenommen habe, sagte eine Polizeisprecherin. Auch für Apotheker sind Missbrauchsfälle dieser Art schwer zu erkennen, kaufen Süchtige zumeist nur einzelne Packungen in verschiedenen Apotheken.

Ihre Beobachtungen hat die Apothekerin der Arzneimittelkommission gemeldet. Inzwischen, hieß es dort, werde darüber nachgedacht, das Muskelpräparat verschreibungspflichtig zu machen.

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