Nach einem Jahr PauseFrischer Wind in Merheimer Traditions-Gaststätte „Em Ahle Kohberg“

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Niedrige Decken, viel Holz und gemütliches Licht: Lars Stolle im neuen „Ahle Kohberg“

Niedrige Decken, viel Holz und gemütliches Licht: Lars Stolle im neuen "Ahle Kohberg"

Lars Stolle hat die älteste Gaststätte im rechtsrheinischen Köln wiederbelebt. Der Wirt kochte vorher in den beliebten Kölner Restaurants der „Bagatelle“.

Das Leben ist zurück im wohl ältesten rechtsrheinischen Kölner Gasthaus. Gut ein Jahr lang stand es leer, nachdem der Vertrag mit dem alten Pächter Ende 2022 ausgelaufen war. Welche Bedeutung die Traditionsgaststätte „Em Ahle Kohberg“ für den Stadtteil im Kölner Osten hat und was den Merheimern in dieser langen Zeit fehlte, erkannte der neue Pächter spätestens am 1. Dezember. Als er die Türen für ein gemütliches Kennenlernen mit der Nachbarschaft öffnete, war der Laden schon nach kurzer Zeit brechend voll.

Der neue Mann am Ruder der geschichtsträchtigen Adresse ist Lars Stolle. Vor sieben Jahren begann er in der Bagatelle in der Südstadt. „Ich habe mich dort recht zügig hochgearbeitet und dann die Küchenführung für alle Standorte und Events übernommen“, sagt Stolle. Schon lange war für ihn klar: Irgendwann würde der Schritt in die Selbstständigkeit folgen. Als die Bagatellen-Inhaber Reja und Daniel Rabe die Stadthalle in Mülheim übernahmen, ergab sich für Stolle der passende Moment. Er hörte sich um, nutzte seine Kontakte und bekam verschiedene Objekte gezeigt. „Ich habe von Anfang an gesagt, irgendwann gibt es dieses Objekt, wo du reingehst und sagst: Das ist es.“ „Em Ahle Kohberg“ war genau das der Fall.

Das Fachwerkhaus auf der Ostmerheimer Straße 455 stammt aus dem Jahre 1665.

Das Fachwerkhaus auf der Ostmerheimer Straße 455 stammt aus dem Jahre 1665.

Früher soll sich ein Viehmarkt nahe des Lokals befunden haben.

Früher soll sich ein Viehmarkt nahe des Lokals befunden haben.

Geblieben ist die Wandvertäfelung, die niedrigen Decken sowie Tische und Stühle. Das grelle Brauhaus-Licht ist gedimmten Leuchten gewichen. Ein paar Kissen auf den Bänken, die Blümchen auf den Tischen und die alten, aufgebügelten Vorhänge verleihen dem neuen „Kohberg“ frischen Wind. Locker und familiär soll es dort in Zukunft zugehen. „Wir wollen kein spießiges Restaurant haben“, sagt Stolle. „Die Kellner kommen an den Tisch und stellen sich mit Namen vor. Das freundliche Flair wollen wir von Beginn an reinbringen.“ Auch das Thekengeschäft, das beim alten Pächter verloren ging, soll wieder aufleben. In den Thekenbereich passen gut 20 Gäste, im Gastraum dahinter haben bis zu 75 Personen Platz. Der geräumige Biergarten fasst im Sommer zusätzliche 100 Menschen.

„Em Ahle Kohberg“: Moderne, gutbürgerliche Wirtshausküche

Einen frischen Anstrich hat Stolle auch der Karte verpasst. Eine moderne, gutbürgerliche Wirtshausküche will er seinen Gästen im „Kohberg“ bieten. Mit 94 Positionen kommt die Speisekarte zum Start ziemlich üppig daher. „Wir wollen erst einmal viel ausprobieren und schauen, wo wir uns einpendeln“, sagt Stolle. Ohne Klassiker wie Wiener Schnitzel (26,90 Euro), Rindergulasch (22,90 Euro) oder Rumpsteak (32,90 Euro) geht das natürlich nicht. Weniger Brauhaus-typisch ist die Haxe (21,90 Euro), die nicht vom Schwein, sondern vom Lamm stammt. Der Sous-Vide-gegarte Tafelspitz (24,90 Euro) landet nicht dünn geschnitten auf dem Teller, sondern als Steak, „schön rosa und weich“. Der allseits bekannte „Stramme Max“ wird zum „Strammen Lars“ mit geräucherter Gänsebrust, einem Relish von Essiggurke und roter Zwiebel und Tomaten-Pesto (15,90 Euro). „Ein Wohlfühlgericht“, findet Stolle.

Die Tagliatelle liefert die Kölner Pasta-Manufaktur LouRitz und kommt mit Kaisergranat-Bisque, Garnelen und Venusmuscheln (21,90 Euro) auf den Tisch. Wer auf Fleisch und Fisch verzichten möchte, findet auf der Karte auch Käseserviettenknödel (18,90 Euro), Rote-Bete-Ravioli (21,90 Euro), ein Auberginen-Cordon-bleu (22,90 Euro) oder einen veganen Burger (18,90 Euro). Vier verschiedene Pinsas (zwischen 12,90 und 14,90 Euro), eine fluffig leichte Variation der klassischen Pizza, ergänzen das Angebot. „Bestimmt dreimal im Jahr werden wir die Karten wechseln“, kündigt Stolle an. Stolz ist er auch auf seine Weinkarte: „60 Prozent der Weine sind aus Deutschland. Dazu haben wir auch ein paar Klassiker und ein paar Knaller aus Frankreich und Italien mit drauf.“

Der Gastraum der Traditionsgaststätte „Em Ahle Kohberg“.

Der Gastraum der Traditionsgaststätte „Em Ahle Kohberg“.

Mit seiner Frau will Stolle bald in die Wohnung über der Gaststätte ziehen. Der „Kohberg“, in dem die Pächter in den vergangenen Jahren häufig wechselten, soll für den Wirt zu einem längerfristigen Projekt werden. „Wir fühlen uns wohl in Merheim“, sagt Stolle. Die Merheimer würde es ganz sicher freuen, wenn der Plan aufgeht.

„Em Ahle Kohberg“, Ostmerheimer Straße 455, Mittwoch, Donnerstag, Sonntag 17 bis 0 Uhr, Freitag und Samstag 17 bis 2 Uhr www.emahlekohberg.koeln


Haus mit Geschichte

1665 wurde das Fachwerkhaus, in dem sich der „Ahle Kohberg“ befindet, errichtet. Der Name geht wohl auf einen Viehhandel zurück, der zwischen Gasthof und der Kirche St. Gereon stattfand. Lange Zeit lief der Betrieb unter dem Namen „Restauration Peter Wendel“. Seit 1937 heißt die Gaststätte „Em Ahle Kohberg“. In seinem Lied „Och, wat wor dat fröher schön doch en Colonia“ singt Willi Ostermann vom „Ahle Kohberg“. Noch heute vermuten viele Gäste, es ginge in dem Lied um die Merheimer Lokalität. Ostermann hatte allerdings wohl eher ein gleichnamiges Tanzlokal im Linksrheinischen im Sinn.

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