Ausstellung im NS-DOKSchau erzählt die bewegende Geschichte der Holocaust-Überlebenden Eva Weyl

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Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl (88) berichtet regelmäßig vor Schülern von ihren Erlebnissen.

Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl (88) berichtet regelmäßig vor Schülern von ihren Erlebnissen.

Ihre Geschichte ist eine von acht bewegenden Schicksalen, die in der neuen Wanderausstellung in Köln erzählt werden.

„Es ist meine Mission und meine Passion zu sagen, was damals geschah.“ Wenn die   Holocaust-Überlebende Eva Weyl (88) heute im NS-Dokumentationszentrum am Appellhofplatz Kölner Schülern   ihre Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg schildert, wird es das 54. Mal sein, dass sie als Zeitzeugin zur jungen Generation spricht – und zwar in diesem Schuljahr. „Ich tue nichts anderes“, sagt die rüstige Dame mit fester Stimme und einem strahlenden Lächeln. Seit 16 Jahren berichtet sie jungen Menschen aus erster Hand von der NS-Zeit, hat seitdem zahllose Auftritte absolviert. Ohne Bitterkeit, ohne Vorwürfe, aber mit einer klaren Botschaft: „Wisst ihr, wie bevorzugt ihr seid? Wir leben alle in einer luxuriösen Welt. Denkt nach, wie andere es haben. Versucht, was Gutes zu tun. Rettet jemanden.“

Es ist meine Mission und meine Passion zu sagen, was damals geschah.
Eva Weyl (88) Holocaust-Überlebende

Eva Weyl kommt 1935 in Arnheim zur Welt, sie wächst in einer jüdischen Familie in Kleve auf, die nach der Reichspogromnacht 1938 vor den Nazis zurück in die Niederlande flüchtet. Im Alter von sechs Jahren wird sie 1942 mit ihren Eltern in das Durchgangslager Westerbork verschleppt, wo die Nazis deutsche und niederländische Juden internieren, die sie nach und nach in die Vernichtungslager deportierten. Von mehr als 107 000 Menschen überleben nur rund 5000.

„Es war das Tor zur Hölle“, sagt Eva Weyl. Aber auch: „Wir haben immer Glück gehabt. Meine Eltern haben immer, zufällig natürlich, die richtige Entscheidung getroffen.“ Während ihre beste Freundin in den Tod geschickt wird, kann ihre Familie überleben – „durch Wunder“, wie Eva Weyl betont. Mehrfach stehen sie auf der Liste für einen Todeszug. Mal rettet sie ein Mitgefangener, mal ein Fliegerangriff.

Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl

Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl

Heute möchte sie Schülern etwas mitgeben, sie zum Nachdenken bringen, ein Zeichen setzen „gegen jede Form von Rassismus“. Sie sage den jungen Leuten auch, „dass Diskriminierung furchtbar ist. Das Mobbing in den Schulen, das ist furchtbar. Das ist der Anfang vom Bösen.“ Auch Hitler habe mit Mobbing gegen Juden angefangen.

Die Ausstellung „Kulturretter:innen“ im NS-DOK erzählt spannende Geschichten von Menschen, die in der NS-Zeit verfolgt wurden, und ihren Nachfahren.

Die Ausstellung „Kulturretter:innen“ im NS-DOK erzählt spannende Geschichten von Menschen, die in der NS-Zeit verfolgt wurden, und ihren Nachfahren.

„Meine Mission ist, den jungen Leuten deutlich zu machen, wie es war“, betont Weyl. Sie sollten als „Zweitzeugen“ die Erinnerung wach halten, in dem sie das Geschilderte weitergeben und in der Familie Fragen stellen. In der neuen Multimedia-Ausstellung „Kulturretter:innen“ der Kooperative Berlin, die vom 26. April bis 11. August im NS-DOK gezeigt wird, schildert Weyl eine besondere Episode aus ihrem Leben. Als sie 60 ist, schenkt ihre Mutter ihr einen Diamantring und erzählt ihr zum ersten Mal, dass sie diese Diamanten damals in Knöpfen von Evas Mantel versteckt hat. Sie wurden im Lager nie entdeckt. Ohne es zu wissen, hat Eva sie vor den Nazis gerettet.

Ihre Geschichte ist eine von acht bewegenden Schicksalen, die in der Wanderausstellung erzählt werden. Sie alle handeln von Menschen, die in der Nazi-Zeit Widerstand geleistet und Kulturgut vor der Zerstörung gerettet haben, darunter die Kölner Edelweißpiratin Gertrud „Mucki“ Koch.   Aber auch von Nachfahren der Kriegsgeneration, die ihre Familiengeheimnisse erforschen, Musik vor dem Vergessen retten und Erinnerungen zu Kunstwerken verarbeiten. Es sind Geschichten des Widerstands und des Überlebens, die „zeigen, dass Engagement und Courage vielfältig sein können“, sagt Kuratorin Ljiljana Heise. Absolut sehenswert.

„Kulturretter:innen“. Wanderausstellung im NS-DOK, Appellhofplatz 23-25. Di-Fr 10-18 Uhr, Sa-So 11-18 Uhr. Eintritt 4,50, ermäßigt 2 Euro.

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