Technik ist veraltetDas Kölner Wallraf-Museum wird zur Dauerbaustelle

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Baustelle Wallraf in Köln

Gut gerüstet: Aktuell sanieren Arbeiter das Dach des Museums noch bis August. 

Köln – Das nächste Museum ist reif: Das Wallraf-Richartz-Museum (WRM) braucht laut Stadt 21 Jahre nach der Eröffnung eine Generalinstandsetzung. Unter anderem Lüftung, Kühlung und Heizung sind veraltet und defekt – schlimmstenfalls droht sogar die Schließung. Aktuell geht die Stadt von 16 bis 18 Millionen Euro Kosten für die Bauarbeiten aus. Der Stadtrat soll am 5. Mai entscheiden. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was muss gemacht werden?

Laut Gebäudewirtschaft ist ein Großteil der Technik alt. Unter anderem stehen Arbeiten in folgenden Bereichen an: Brandmeldeanlage, Eintrittskontrolle, Umrüstung auf LED, Fernwärme oder Lüftung. „Des Weiteren drohen aufgrund der Überalterung weitere Defekte und Ausfälle, die je nach betroffener Anlage im schlimmsten Falle sogar zu einer Schließung des Gebäudes führen können (zum Beispiel Brandmeldeanlage).“

Das Museum

1861

ist das Wallraf-Richartz-Museum (WRM) auf dem Gelände des ehemaligen Minoritenklosters eröffnet worden, benannt nach Kunstsammler Ferdinand Franz Wallraf (1748 bis 1824) und Kaufmann Johann Heinrich Richartz (1795 bis 1861), der 100 000 Taler zum Bau stiftete. Das Museum zeigt europäische Kunst vom 13. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.

1957 eröffnet das WRM in der Innenstadt nahe des Wallrafplatzes, dort stellt heute das Museum für Angewandte Kunst aus, weil das WRM 1986 in das neue Museum Ludwig zog. Dort wurde es zu eng, also folgte 2001 der Umzug, dieses Mal in das neue Haus am Rathausvorplatz. (mhe)

Das Gebäude ist doch erst 20 Jahre alt?

Die Stadt hat den Neubau des Architekten Oswald Mathias Ungers 2001 eröffnet – und jetzt braucht es schon eine Generalinstandsetzung? Diplom-Ingenieur Jörg Friemel ist Vorstandsmitglied der Ingenieurkammer-Bau NRW, er sagte: „Nach 20 Jahren haben heutzutage viele Anlagen der Haustechnik ihre natürliche Lebenszeit erreicht. Da kann es auf jeden Fall sinnvoll sein, diese auszutauschen.“ Heutige Anlagen sind laut Friemel effizienter. „Teils sparen sie bis zur Hälfte der Energie ein und damit auch Kosten.“ Ernst Uhing, Vorsitzender der Architektenkammer NRW, sagte: „Diese Maßnahmen sind nach 20 Jahren schon durchaus üblich.“

Was kostet die Instandsetzung?

Entweder 16,23 Millionen Euro oder 18,05 Millionen Euro – Stand jetzt. Es handelt sich nur um erste Schätzungen, genaue Pläne folgen. Es gibt zwei Varianten: Entweder übernimmt ein Totalunternehmer alle Arbeiten, dann kostet es 16,23 Millionen Euro. Oder die Arbeiten laufen in drei Schritten mit Firmen ab, dann soll es 18,05 Millionen Euro kosten. Die Verwaltung empfiehlt Variante eins, als Vorteile nennt sie höheres Tempo und dass der Unternehmer zuständig ist statt sie selbst.

Wie lange dauert das?

Vier Jahre, wenn es ein Totalunternehmer macht. Das wäre Mai 2026. Aber die Gebäudewirtschaft warnt: „Dieser Realisierungszeitraum birgt ein deutliches Terminrisiko. (...) Die weitere Planung und Umsetzung muss dann unter Idealbedingungen ohne Störfaktoren erfolgen.“ Nur: Wie oft laufen städtische Projekte ohne Störfaktoren ab? Treten Probleme auf, kalkuliert die die Gebäudewirtschaft fünfeinhalb Jahre, das wäre November 2027. Für Variante zwei nennt sie keinen Terminplan.

Was bedeutet das für den Museumsbetrieb?

WRM-Direktor Marcus Dekiert sagte: „Wenn es irgendwie geht, bleiben wir geöffnet. So planen wir aktuell auch.“ Möglicherweise muss das Museum laut Dekiert für einige Zeit schließen, wenn es mal mit dem Erweiterungsbau verbunden wird.

Was ist mit der geplanten Erweiterung?

Seit vielen Jahren ist das Museum zu klein. Das soll ein Erweiterungsbau auf der anderen Straßenseite ändern, ein Tunnel beide Häuser verbinden. Das neue Haus sollte mal 2025 fertig sein, doch das ist völlig offen, bis Mai soll sich klären, was die Probleme mit dem Baugrund bedeuten. Die Stadt will, dass beide Häuser gleichzeitig fertig sind. Sie will verhindern, dass Technik von heute mit Technik von 2000 zusammengeführt werden muss. „Es gilt zu vermeiden, dass das Bestandsgebäude aufgrund veralteter Anlagentechnik, von Sicherheitsmängeln und Defekten nach der Eröffnung des Erweiterungsbaues gegebenenfalls für längere Zeit schließt.“

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Wie steht es um Kölns Museen?

Sie sind Sanierungsfälle oder ihr Bau dauert länger und kostet mehr. Das Römisch-Germanische Museum? Die Sanierung soll im Herbst 2026 fertig sein, Kosten unklar. Museum Ludwig und Philharmonie? Das Gebäude soll ab 2028 und 2030 saniert werden. Das Stadtmuseum? Interimsweise im früheren Modehaus Sauer, ab 2029 Teil der „Historischen Mitte“ für 183 Millionen Euro. Das „Museum im Quartier“ (MiQua)? Die Stadt hat dem Stahlbauer gekündigt. Die Kosten von 127 Millionen Euro steigen wohl, die Eröffnung 2025 ist dahin.

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