Vor zweiter AmtsperiodeFC-Mitgliederrat schlägt Vorstand zur Wiederwahl vor

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FC Wolf Wiederwahl 030622

FC-Präsident Werner Wolf steht vor der Wiederwahl.

Köln – Der Mitgliederrat des 1. FC Köln hat sich entschieden. Das höchste Gremium des mitgliedergeführten Vereins wird den aktuellen Vorstand zur Wahl für eine zweite Amtsperiode vorschlagen.

Sollte die Wahlkommission des FC keine Einwände haben, können sich Präsident Dr. Werner Wolf sowie die Vizepräsidenten Eckhard Sauren und Dr. Carsten Wettich auf der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung nach drei Jahren im Amt zur Wiederwahl stellen. Nach Rundschau-Informationen soll die Versammlung am 20. oder 24. September in der LanxessArena stattfinden.

Konsequente Weiterentwicklung auf allen Ebenen

„In einer schwierigen Phase des Vereins wurden in der ersten Amtszeit einige wichtigen Entscheidungen getroffen. Wir erwarten, dass der eingeschlagene Weg zur Weiterentwicklung unseres Vereins auf allen Ebenen konsequent weitergegangen wird“, begründete Ho-Yeon Kim für die Entscheidung für den Mitgliederrat. Der Auswahlprozess des 15-köpfigen Mitgliederrates mit dem Vorsitzenden Ho Yeon-Kim und seinem Stellvertreter Fabian Schwab an der Spitze lief geräuschlos ab.

Wahlvorschlag und Bewerbung

Die Satzung des 1. FC Köln e.V. legt fest, dass der Mitgliederrat nach Anhörung des Beiratsvorsitzenden (aktuell Dr. Klaus Behrenbeck) und des Aufsichtsratsvorsitzenden (Lionel Souque) ein Vorstandsteam aus drei Personen zur Wahl vorschlagen kann. Das Vorschlagsrecht ist auf ein Vorstandsteam beschränkt. Bewerben sich mehrere Teams, muss der Mitgliederrat einen entsprechenden Auswahlprozess in Gang setzen und bis zur einer festgelegten Frist eine Entscheidung treffen. Der Wahlvorschlag ist an die Wahlkommission, die aktuell aus Dorothea Zechmann (Vorsitzende), Christina Strauss und Christina Trebing besteht, zu richten. Wahlvorschläge von Mitgliedern für den Vorstand sind zulässig, wenn mindestens drei Prozent der Mitglieder (berechnet nach der Mitgliederzahl zum Ende des vorangegangenen Geschäftsjahrs am jeweils 30. Juni) den Wahlvorschlag unterstützen. Aktuell zählt der 1. FC Köln etwa 116 000 Mitgliederinnen und Mitglieder. (sam)

Der im September 2019 mit 78,2 Prozent der Stimmen noch mit Dr. Jürgen Sieger als Vizepräsident ins Amt gewählte Vorstand hatte sich mit Wettich als Sieger-Nachfolger auf eine erneute Kandidatur verständigt und sich dem Auswahlverfahren des Mitgliederrats gestellt.

Alternativteam hat sich beim Mitgliederrat beworben

Nach Informationen der Rundschau gab es ein Alternativteam, das sich dem Mitgliederrat vorgestellt hat. Philipp Herpel (48), Sportökonom, langjähriges FC-Mitglied und Chef der Mitglieder-Initiative „100% FC – Dein Verein“, der Personalcoach und frühere FC-U17-Jugendtrainer (2008-2011) Dr. Ulf Sobek (50) und Stefan Jung (58), Steuerrechtler, Ex-Moderator bei der Talkshow „Loss mer Schwade“ und Kölner Karnevalsprinz aus dem Jahr 2017, bildeten das Bewerber-Trio. Der Mitgliederrat hätte bis zum 15. August Zeit gehabt, sich auf einen Vorschlag zu einigen, kam aber schon in dieser Woche zu einem Ergebnis.

Die Arbeit des neues Vorstandes und die Erstellung der neuen Strategie „Matchplan“ verlief unter der Last der Corona-Pandemie und einer Reihe unglücklich kommunizierter Entscheidungen (Trennung von Sportchef Horst Heldt und Medienchef Tobias Kaufmann) sowie der Panne bei der Einstellung des designierten neuen Medienchefs Fritz Esser zunächst holprig und schleppend.

Kommentar von Martin Sauerborn: Keine andere Wahl

Der Mitgliederrat hat entschieden. Wenn man ehrlich ist, hatte das 15-köpfige Gremium auch keine andere Wahl, als Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich als Vorstandsteam zur Wiederwahl vorzuschlagen. Das Trio hat äußeren Problem-Faktoren wie Corona ebenso getrotzt wie den durch Personalentscheidungen und schwache Kommunikation selbst herbeigeführten Schwierigkeiten. So schwer sich Präsident Wolf & Co bis zum Fast-Abstieg 2020/21 bisweilen auch taten, so sehr haben sie aus ihren Fehlern gelernt, sich allen Herausforderungen mit klarer Haltung entgegen gestellt und sich gut im Amt entwickelt. Der Vorstand hat konsequent an seiner Strategie festgehalten und sie weitgehend umgesetzt – auch wenn es länger gedauert hat als geplant. Nach drei Jahren Krisenbewältigung hat das Präsidium die Chance verdient, den FC in einer zweiten Amtsperiode mit ruhiger Hand und neuer Geschäftsführung in eine stabile, professionelle und erfolgreiche Zukunft zu führen. Der Mitgliederrat setzt auf Kontinuität und hat nachvollziehbar entschieden. Er hätte sich sonst auch in gewisser Weise ab absurdum geführt, denn der Rat hat diesen Vorstand ausgewählt und mit Wettich seinen stellvertretenden Vorsitzenden als Nachfolger von Jürgen Sieger ins Präsidium entsandt.

Zudem gab es mit dem unerwarteten Rücktritt von Jürgen Sieger nach nur 100 Tagen im Amt einen herben Rückschlag. Die Kritik, die dadurch aufkam, griff auch der Mitgliederrat in seiner Stellungnahme auf: „Im Auswahlprozess wurde noch einmal deutlich, dass die Umsetzung der Strategie Matchplan hinter den Erwartungen zurückliegt.“

Ergebnisse stimmen trotz Geisterspiel-Saison

Mit zunehmender Amtszeit konnten sich die Ergebnisse der Vorstandsarbeit aber sehen lassen. Dem Präsidium ist es vor dem Hintergrund der finanziellen Schieflage mit einer Geisterspiel-Saison und des Fast-Abstiegs 2020/21 gelungen, das FC-Schiff durch alle Herausforderungen zu manövrieren und auf Kurs zu halten. Ein Kurs, der es möglich macht, den Club in den nächsten Jahren professioneller aufzustellen und zu sanieren.

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Geholfen hat dem Vorstand neben der Entscheidung, Jörg Jakobs und Thomas Kessler nach der Demission von Horst Heldt übergangsweise als sportliche Leitung einzusetzen vor allem der sportliche Erfolg. Nachdem Friedhelm Funkel als Nachfolger von Trainer Markus Gisdol über die Relegation gegen Holstein Kiel der Klassenerhalt mit dem FC gelang, führte der neue Chefcoach Steffen Baumgart die Geißböcke in der Saison 2021/22 in ungeahnte Höhen.

Platz sieben und die Qualifikation für die Playoffs der Europa Conference League hätte vor der Spielzeit niemand für möglich gehalten. Die Verpflichtung von Baumgart erwies sich als Glücksfall und kaschierte im Verlauf der Saison die finanziellen Schwierigkeiten, in denen der FC steckt und auf längere Sicht stecken wird.

Wolf bedankt sich für erneute Nominierung

In die ersten drei Jahre Amtszeit von Wolf, Sauren und Sieger/Wettich fällt neben der Vorstellung des „Matchplans“ die Umstrukturierung der Geschäftsführung. Mit Christian Keller (Sport/seit 1. April), Philipp Türoff (Finanzen/seit 1. Januar) und Markus Rejek (Marketing/spätestens zum 1. Dezember 2022) hat der FC-Vorstand die Führungsebene auf drei Positionen erweitert und personell komplett neu besetzt. Die Neustrukturierung führte dazu, dass Geschäftsführer Alexander Wehrle sich in Richtung Vorstandsvorsitz des VfB Stuttgart verabschiedete.

Ein Wechsel, der auf der FC-Geschäftsstelle überraschend reibungs- und geräuschlos ablief. Jedenfalls überraschender, als die zukunftsweisende Entscheidung, die der Mitgliederrat nun getroffen hat. „Wir sehen die positive Rückmeldung, die uns gegenüber auch vom Beirat ausgedrückt wurde, als große Motivation, unseren gemeinsamen Weg weiterzugehen. In Zusammenarbeit mit den Gremien wollen wir den Verein nicht nur stabilisieren, sondern auch unverwechselbar weiterentwickeln“, bedankte sich Werner Wolf im Namen des Vorstands für die Nominierung.

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