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„Da muss Luft dran”Brauchen Wunden ein Pflaster oder nicht?

Lesezeit 2 Minuten
Mensch zeigt seine aufgeschürften_Knie

„Wunden heilen besser an der Luft“ ist ein weit verbreiteter Mythos. 

Köln – Beim Hinfallen das Knie oder die Hände aufgeratscht: Wer Kinder hat, für den sind kleinere Unfälle an der Tagesordnung. Schnell ein Pflaster draufkleben und weiterspielen lassen. Wobei... Wunden heilen besser an der Luft, heißt es oft. Aber stimmt das eigentlich?

Bei kleineren Abschürfungen schon, sagt Claas Ulrich von der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Charité Universitätsmedizin Berlin.

Auf größere Wunden gehört immer ein Pflaster

Bei größeren Wunden kann diese sogenannte trockene Wundbehandlung aber das Gegenteil bewirken und die Heilung verzögern. Die oberste Hautschicht bildet eine natürliche Barriere gegen Krankheitserreger. Bei einer Schürfwunde wird diese zwar verletzt. Allerdings startet unser Körper auch schon Minuten nachdem wir uns verletzt haben mit dem Heilungsprozess. 

Blutet die Wunde, gerinnt das Blut nach wenigen Minuten. Dazu bildet sich Wundsekret, sodass die Wunde nässt. Das ist ein gutes Zeichen, denn so kann der Körper die Wunde mit Nährstoffen, Botenstoffen und Antikörpern versorgen und Bakterien und abgestorbene Zellteile abtransportieren. Eine nässende Wunde ist also nichts schlimmes, sondern ein Zeichen der Heilung.

Oberfläche der Wunde trocknet an der Luft aus

Verzichten wir auf ein Pflaster und lassen Luft an die Wunde, trocknet die Oberfläche der Wunde schnell aus – obwohl sich darunter Wundsekret befindet. Die Heilung stockt.

Thomas Horn, Oberarzt an der Klinik für Dermatologie der Helios Klinik Krefeld vergleicht in diesem Fall die Kruste mit einem Gewächshaus, darunter herrscht kein gutes Klima. Werde die Wunde aber mit einem Pflaster abgedeckt, das regelmäßig gewechselt wird, nehme man jedes Mal die oberste Sekretschicht ab und damit auch den Abfall des Körpers.

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Wenn die Wunde keine Feuchtigkeit mehr abgibt, kann das Pflaster ab

Seine Empfehlung lautet deshalb: Einfache Schürfwunden mit einem Pflaster abdecken. Erst wenn die Wunde keine Feuchtigkeit mehr abgibt, kann man das Pflaster weggelassen und die Verletzung an der Luft heilen lassen. 

Mediziner verwenden bei größeren Wunden spezielle Verbände, Pflaster oder Auflagen, die die Wunde feucht halten, nachdem die Blutung gestillt ist. Übrigens funktionieren Blasen- oder Herpespflaster nach dem gleichen Prinzip. Auch sie sollen – bei den kleineren Baustellen am Körper – durch feuchte Wundbehandlung für eine schnellere Heilung sorgen. (sar / mit dpa)  

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