Mehr Schutz für Fahrrad und E-BikeWelche Versicherungen im Schadensfall helfen

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Raddiebstahl

Hochwertige Fahrräder sollten gut versichert sein. 

Köln – Die Fahrraddiebe stellen sich um. Sie suchen auch in Kellerräumen gezielt nach hochwertigen Rennrädern, E-Bikes oder Mountainbikes, um sie weiterzuverkaufen, teilt der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit. Der Grund: Auch 2021 haben viele Menschen pandemiebedingt zu Hause gearbeitet, sodass Fahrräder seltener unbeaufsichtigt im Freien gestanden haben, so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Er rät: „Fahrräder im Keller sollten daher nicht nur abgeschlossen, sondern am besten auch fest angeschlossen werden.“

Gestohlen wurden laut amtlicher Kriminalstatistik 234000 Fahrräder, 10,5 Prozent weniger als im Vorjahr, wobei längst nicht jeder Diebstahl zur Anzeige gebracht wird. Die Zahl der versicherten Fahrräder, die gestohlen wurden, sank um 15000 auf das Rekordtief von 125000. Die Schadenssumme für die Versicherer blieb aber mit 110 Millionen Euro gleich. Der Schadensdurchschnitt stieg auf den Rekordwert von 860 Euro.

Wie kann ein Fahrrad versichert werden?

Wird ein Fahrrad aus verschlossenen Abstellräumen, Kellern oder Wohnungen gestohlen, übernimmt die Hausratversicherung den Schaden. Die zahlt bei Einbruchdiebstahl. Steht das Fahrrad dagegen in einem unverschlossenen Gemeinschaftsraum oder im zugänglichen Innenhof, zahlt die Hausrat in der Regel nicht.

Üblicherweise ist die Entschädigung durch die Versicherung auf einen bestimmten Prozentsatz – oft ein Prozent – des gesamten versicherten Hausrates festgelegt. Liegt der etwa bei 60000 Euro, gibt es für das gestohlene Fahrrad also maximal 600 Euro von der Versicherung. Gerade für höherwertigere Räder und E-Bikes kann es sich daher lohnen, die Versicherungssumme zu erhöhen oder eine spezielle Fahrradversicherung abzuschließen, raten das Online-Portal Finanztip und die Verbraucherzentralen.

Welche Fallstricke gibt es bei der Versicherung?

Mit einer Zusatzklausel zur Hausratversicherung kann auch ein Diebstahl auf offener Straße abgedeckt werden. Erstattet wird der sogenannte Wiederbeschaffungswert, der bemisst, wie viel ein neues gleichwertiges Rad kostet. Voraussetzung: Das Velo muss stets durch ein verkehrsübliches Schloss gesichert sein. Manchmal verlangen Verträge, dass das Rad an einem unbeweglichen Gegenstand wie einem Fahrradständer angeschlossen wird, so die Verbraucherschützer.

Markt boomt

Mit einer konstant hohen Nachfrage nach neuen Fahrrädern im laufenden Jahr rechnen sowohl Handel als auch Industrie – angesichts hoher Spritpreise und geändertem Freizeit- und Pendelverhalten. Laut einer kürzlich veröffentlichten Yougov-Umfrage im Auftrag des Portals Check24 planen 23 Prozent der Befragten in Deutschland noch in diesem Jahr einen Fahrradkauf oder haben ihn bereits getätigt. Das ist bei einem bundesweiten Bestand von rund 81 Millionen Fahrrädern erstaunlich, denn rein rechnerisch besitzt damit schon jeder Bürger und jede Bürgerin ein Bike. (dpa)

In manchen Verträgen gibt es genauere Vorgaben zum Schloss. In alten Policen gibt es eine Nachtzeitklausel. Sie legt fest, dass der Diebstahlschutz von 22 bis 6 Uhr nur gilt, wenn der Nutzer unterwegs war und vorhatte, noch nach Hause zu fahren. Neuere verzichten darauf, zumindest für konventionelle Räder. Diese Zusatzklausel verteuert die Versicherung. Sie gilt für alle Fahrräder im Haushalt. Sind das viele und teure Räder, muss unter Umständen die Versicherungssumme in der Hausratversicherung aufgestockt werden. Dann ist möglicherweise eine spezielle Fahrradversicherung günstiger.

Welche Leistungen bietet die Fahrradversicherung?

Einfache Policen bieten Leistungen, die einen Einbruchdiebstahl abdecken. Auch der Diebstahl von Teilen ist meist enthalten, zumindest wenn sie mit dem Rad verbunden sind. Wichtig bei E-Bikes ist etwa die Versicherung des Akkus. Einige Anbieter erstatten auch Schäden durch Vandalismus. Auf dem Markt gibt es ebenfalls einen Rundumschutz. Dann zahlt die Versicherung auch eine Reparatur von Schäden durch Unfälle, Stürze oder unsachgemäße Handhabung bis hin zu Verschleiß, wobei darauf zu achten ist, wie dieser definiert ist.

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Die Preise der einzelnen Anbieter unterscheiden sich stark. Sie hängen vom Leistungsumfang und vom Preis des Fahrrades ab. Gebrauchträder versichern nicht alle Gesellschaften, manchmal kostet das auch einen Aufpreis.

Wie fällt das Fazit für Fahrradbesitzer aus?

Welche Versicherung geeignet ist, hängt vom Fahrrad und den gewünschten Leistungen ab. Wer keine Hausratversicherung hat, für den kann eine Fahrradversicherung sinnvoll sein, vor allem bei teuren Rädern. Auf Selbstbeteiligungen sollte verzichtet werden, rät Finanztip. Bei alten Rädern – falls die überhaupt zu versichern sind – lohnt eine Versicherung in der Regel nicht.

Zu klären ist auch, welche Schritte im Falle eines Schadens zu unternehmen sind – also etwa die Anzeige bei der Polizei – und welche Unterlagen für den Schadenersatz eingereicht werden müssen, wie etwa Originalrechnung oder Kaufvertrag.

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