FC-MaskottchenDie Geschichte des Geißbock Hennes

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Der FC-Geisbock ist zum Glück unbeschadet geblieben.

Der FC-Geisbock ist zum Glück unbeschadet geblieben.

Köln – Er ist ein Bock mit langer Geschichte: Das kölsche Wappentier, das sich seit Sonntag im Zoo wohlfühlt, war ursprünglich ein Zirkustier und kam aus Thüringen. 1950 überraschte Zirkusdirektorin Carola Williams den damaligen FC-Boss Franz Kremer und Spielertrainer Hennes Weisweiler bei einer Karnevalssitzung mit dem vierbeinigen Geschenk. Dem Verein fehle doch noch das Maskottchen.

Das Horntier schlug prächtig ein, wurde noch am selben Abend auf den Namen Hennes getauft und unterstützt seither am Spielfeldrand die Geschicke des ersten Clubs am Rhein.

Acht Prachtexemplare gab es bis heute, und jedes hat seine eigene Geschichte. Hennes I. hielt mit 16 Jahren in Amt und Würden am längsten durch. Zunächst auf der Marsiliusstraße untergebracht, zog das Tier 1959 auf einen Bauernhof in Müngersdorf um.

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Der vierte Bock erlebte das "Double"

Da war Hennes schon längst das offizielle Wappentier, seit 1954 zierte er auch die Trikots der Spieler. Ein weiterer Umzug in ein kleines Gehege am Geißbockheim schien dem Vierbeiner dann aber schlecht zu bekommen. Im Herbst 1966 verschied er, sein Nachfolger (Maskottchen bis 1970) war ebenfalls ein Geschenk der Familie Williams.

Hennes II. hatte in seiner Amtszeit eine böse Attacke zu überstehen: Ein Schäferhund war in das Gehege eingedrungen und hatte ihm tiefe Bisswunden zugefügt. Gerüchte, Anhänger von Borussia Mönchengladbach hätten das Tier vergiftet, halten sich aber bis heute. Von Hennes III. an (der zuerst Lieschen hieß) wurde das Vereinsmaskottchen dann von Wilhelm Schäfer betreut. Der Bauer aus Widdersdorf war fortan jahrzehntelang für diverse FC-Geißböcke zuständig, nach seinem Tod übernahm 2006 Gattin Hildegard die Pflege des Wappentiers.

Es folgte der größte Glücksbringer der Hennes-Dynastie: Der vierte Bock (1975-1982) erlebte 1978 das "Double" mit und durfte als Meister und Pokalsieger sogar die Triumph-Fahrt mit Pott und Schüssel durch die Stadt mitmachen. 1982 starb er an einer Herzerkrankung - kurz zuvor hatte der FC durch ein Littbarski-Tor mit 1:0 bei den Münchner Bayern gewonnen. Auch Hennes V. war ein Erfolgsbock: Der Pokalsieg 1983 fiel in seine Regentschaft, die bis 1989 dauerte, ebenso der Einzug ins Uefa-Cup-Finale gegen Real Madrid.

Es folgte der "Fahrstuhl-Bock"

Dramatische Jahre erlebte Nachfolger Hennes VI.: Unter Trainer Christoph Daum reichte es nur ganz knapp nicht für die Meisterschaft, der Abstiegskampf 1995/1996 setzte dem Tier dann wohl so zu, dass es mitten in der Saison eingeschläfert werden musste: Die Rettung gegen Hansa Rostock erlebte Hennes VI. nicht mehr.

Es folgte der "Fahrstuhl-Bock". Zwölf Jahre lang begleitete das Maskottchen seinen Verein durch etliche Auf- und Abstiege. Zwischendurch kam es knüppeldick. Stallarrest wegen Maul- und Klauenseuche, schließlich Arthrose: 2008 ging Hennes VII. in Rente, wenige Monate später wurde er eingeschläfert und steht nun ausgestopft in der FC-Geschäftsstelle.

Über sechs Jahre ist Hennes VIII. nun auch schon im Amt. Er ist der erste Bock, der von den FC-Mitgliedern direkt gewählt wurde.

Vier Tiere standen zur Auswahl, auf das Prachtexemplar aus dem Bergisch-Gladbacher Ortsteil Romaney entfielen 70 Prozent der 8000 Stimmen. So gesehen ist der Einzug in den "Bergischen Bauernhof" auch so etwas wie die Rückkehr in die alte Heimat.

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