Abo

LebensfarbenWiehler Verein sucht dringend weitere Paten

Lesezeit 3 Minuten
Paten begleiten die Kinder von psychisch kranken Eltern auf ihrem Weg. Der Verein Lebensfarben koordiniert das Hilfsangebot.

Paten begleiten die Kinder von psychisch kranken Eltern auf ihrem Weg. Der Verein Lebensfarben koordiniert das Hilfsangebot.

Wiehl – Die psychische Erkrankung der alleinerziehenden jungen Mutter hat die kleine Familie aus Marienheide ganz schön aus der Bahn geworfen. Der 15-jährige Sohn übernahm, ohne es wirklich zu merken, die Vaterrolle, verlernte ein Stück weit, ein unbeschwerter Jugendlicher zu sein.

Dank der Unterstützung des Vereins Lebensfarben, der der Familie eine ehrenamtliche Patin vermittelte, lächelt der junge Mann inzwischen wieder entspannt, auch seine Mutter hat nun zumindest einmal wöchentlich willkommene Freiräume für sich. „Ich weiß, dass mein Sohn Freude hat, und das tut mir auch gut“, sagt sie lächelnd.

Seit einem Jahr ist der Verein Lebensfarben mit Standort in Wiehl nun tätig. Die Mitglieder haben es sich zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche zu begleiten, deren Eltern unter einer psychischen Erkrankung leiden. Geschäftsführerin Sandra Karsten erläutert: „Wir vermitteln gut geschulte Paten in die Familien, finden Möglichkeiten der Unterstützung zum Beispiel durch die Jugendhilfe und unterstützen gerade die Gründung einer Elterngruppe.“

Auf der Suche nach einem gemeinsamen Hobby

Derzeit bestehen sieben aktive Patenschaften, 16 Paten wurden schon geschult, neun Kinder und Jugendliche hätten gerne einen Paten. „Der Bedarf bei den Familien ist sehr groß. Oft werden die Kinder psychisch Erkrankter ja gar nicht so recht in den Blick genommen. Da schließen wir eine Lücke“, sagt Rolf Trapp vom Vorstand.

Paten gesucht

Dringend sucht der Verein darum nicht nur weitere Sponsoren und Spender, sondern vor allem Paten.

Diese werden vor ihrem ersten Einsatz umfassend ausgebildet. Die nächste Schulung startet im September: In vier Modulen werden die Ehrenamtler für Symptome psychischer Erkrankungen sensibilisiert, sie lernen Anzeichen einer Kindeswohlgefährdung zu erkennen und reflektieren auch ihr eigenes Tun. Supervisorin Regina Schwan-Trömer, eines der Gründungsmitglieder, steht dabei den Paten regelmäßig als versierte Gesprächspartnerin zur Seite.

Silke Lauff und Sandra Müller sind Patinnen der ersten Generation. „Wir hatten beide vorher keine Erfahrungen mit psychisch Kranken. Die Schulung war also sehr wichtig“, ist Silke Lauff überzeugt.

Sandra Müller lobt die unkomplizierte Unterstützung durch die Fachleute vom Verein: „Ohne die Möglichkeit, mir über das Netzwerk, das der Verein aufgebaut hat, immer Hilfe zu holen, hätte ich mir diese Aufgabe vermutlich nicht zugetraut.“ Im ersten Jahr der Vereinstätigkeit haben die Mitglieder Kooperationen zu der Oberbergischen Gesellschaft zur Hilfe für Psychisch Behinderte, zu den Jugendämtern und zum Gesundheitsamt des Oberbergischen Kreises aufgebaut. Weitere Vernetzungen werden folgen.

Silke Lauff und Sandra Müller jedenfalls sind der Ansicht, dass ihr Ehrenamt eine Bereicherung ist. Sandra Müller sagt lächelnd: „Ich bin gerade mit meinem Patenkind auf der Suche nach einem gemeinsamen Hobby, um noch mehr Verbindung zu schaffen.“

Dass es nicht immer mit der Vermittlung klappt, ist Regina Schwan-Trömer durchaus bewusst: „Mütter können verständlicherweise auch eifersüchtig auf die neue Bezugsperson ihres Kindes reagieren.“ Dann muss die Patenschaft wieder aufgelöst werden. Lediglich einen derartigen Fall gab es bisher. Denn in der Regel ist die Vorbereitung mit Gesprächen und einer Phase des Kennenlernens so intensiv, dass es keine Schwierigkeiten gibt.

Der nächste Informationsabend für interessierte Ehrenamtler findet am Mittwoch, 11. Juli, um 19.30 Uhr in der Mühlenstraße 7 in Wiehl statt. Die neue Ausbildung startet dann im September.

www.lebensfarben-oberberg.de

Rundschau abonnieren